TEXT   Christiane Stoltenhoff

Wer gern in seinem Garten sitzt, tut dies vermutlich unter anderem deshalb, weil er das Draußensein liebt. Dennoch gibt es gute Gründe, seinen Garten auch mit einem überdachten Sitzplatz auszustatten, das Draußensein also zumindest zeitweilig und ein wenig nach drinnen zu verlagern. Hier sind sie.

Ein Sitzplatz gehört in einen Garten wie das Grün der Blätter. Er trägt maßgeblich dazu bei, einem Garten das zu verleihen, was Gartengestalter „Aufenthaltsqualität“ nennen. Hier kommt man zur Ruhe und zusammen, blickt auf Blüten oder in Bücher. Manch einer schließt auch einfach die Augen und genießt die typische Garten-Geräuschkulisse aus Rauschen, Summen und Plätschern.

Schon diese Aufzählung nur einiger Bedürfnisse, die ein Sitzplatz erfüllen kann, zeigt, dass es nicht unbedingt den einen Ort in einem Garten geben kann, der zu allen passt.  „Eigentlich verträgt jeder Garten mehr als einen Sitzplatz“, weiß Martin Müller, Gartengestalter aus Udligenswill im Kanton Luzern. „Damit hat man dann auch die Möglichkeit, für unterschiedliche Zeiten und Bedürfnisse passende Orte zu schaffen“. Eine Spielart solcher Garten-Verweilorte ist der überdachte Sitzplatz. Einen solchen anzulegen, ist aus gleich mehreren Gründen eine hervorragende Idee. Welche das sind, erklärt der Gartenprofi hier.

Der Extraraum

Gartengestaltung ist immer auch Raumbildung. Grundstücke werden unterteilt, gegliedert, strukturiert, um dem Auge Abwechslung und dem Gartenbesitzer unterschiedliche Gartenerlebnisse oder Funktionsräume zu bieten. Mit einem überdachten Sitzplatz entsteht ein eigenständiger Raum im Garten mit ganz eigenem Charakter, eine Art Zwischenwelt, nicht mehr ungeschützt in der Natur, aber ihr doch noch ganz nah. Sein Dach – sei es ein fest gebautes, eine Lamellenkonstruktion oder ein Segel – hilft dabei, das Raumgefühl zu intensivieren.


Martin Müller
»„Eigentlich verträgt jeder Garten mehr als einen Sitzplatz"«
Der Platz mit Kuschelfaktor

Überdachte Sitzplätze liefern nicht nur in emotionaler Hinsicht Wärme; hier hat man es auch einfach kuschelig. Um diesen Vorzug zu schätzen zu wissen, muss es gar nicht mal stürmen oder regnen: Schon das leichte Frösteln, das sich auch im Sommer mit Einbruch der Dunkelheit oft einstellt, hat hier keine Chance mehr. Wer einen überdachten Sitzplatz hat, verschafft sich damit also mehr Verweilzeit im Garten, und stattet man ihn dann noch zusätzlich mit seitlichen Windschutzwänden – am liebsten aus Glas, damit man immer noch die Schönheiten des Gartens sehen kann – oder gar mit einem Kamin aus, trotzen Gartenfreunde hier nahezu jedem Wetter und wollen vielleicht nicht einmal mehr im Winter im Haus sitzen.

Der Platz für den Perspektivwechsel

Die Mutter aller Sitzplätze im Garten ist natürlich die Terrasse am Haus. Das Gebäude im Rücken eröffnet sich von ihr aus meist der Blick über weite Teile des Gartens. Ob nun überdacht oder nicht: Ein zusätzlicher Sitzplatz irgendwo anders im Garten abseits dieser Hauptblickachse beschert in Sachen Ausblick oft ein echtes Aha-Erlebnis – einfach, weil sich von hier aus ein ganz anderer als der gewohnte Blick auf den Garten ergibt. Das ist grundsätzlich erfrischend, kann aber auch gezielt dazu genutzt werden, die Aufmerksamkeit auf besondere Bereiche zu lenken, etwa ein Kunstwerk, einen schön gewachsenen Solitär, ein extra farbenfrohes Beet – oder auch auf das Haus. Gleichzeitig kann der überdachte Sitzplatz selbst als Blickfänger fungieren und als eigenständiges Gestaltungselement das Gartenbild beleben.

Das Innere nach Außen gekehrt

Der Zwischenweltcharakter eines überdachten Sitzplatzes wird besonders deutlich, wenn sich der Platz unmittelbar am Haus befindet. Oft setzt sich dessen Architektur so fort, dass sie auch im Freien Räume bildet. Solche überdachten Sitzplätze fungieren oft als Spiegel des Lebensbereichs, der sich auf der Innenseite der Fassade befindet: Vor den bodentiefen Esszimmerfenstern macht sich der große Gartentisch gut, und als Pendant zum Sofa im Wohnbereich bietet sich für draußen eine Loungeecke an.

Derzeit besonders hoch im Kurs: Draußenplätze mit kompletter Küche. Die können natürlich überall im Garten unterkommen, direkt am Haus platziert, vereinfacht sich allerdings die Logistik.Bei so viel Nähe zum Haus kommt der Gartengestaltung die Aufgabe zu, ein deutliches Statement zu setzen und die Brücke Richtung Natur zu schlagen, etwa durch eine besonders üppige Bepflanzung rundum.

Von der Natur beschirmt

Ein Dach muss nicht immer gebaut werden, es kann auch gewachsen sein. Einen ganz eigenen und vor allem wunderbar naturnahen Charakter hat ein Sitzplatz unter einem Dach aus Blättern. Wie in Bullerbü dürfte sich fühlen, wer unter den ausladenden Ästen eines großen alten Baumes zur Ruhe kommt. Doch auch etwas jüngere Gehölze können durchaus Sitzplätze mit ihren Ästen beschirmen, dann nämlich, wenn der Mensch ein wenig nachgeholfen und ihre Kronen zu schirmförmigen Spalieren erzogen hat. Und auch eine Symbiose aus Gebautem und Gewachsenem kann einen Sitzplatz mit einem natürlichen Dach versehen: Eine berankte Pergola ist grundsolide und filigran gleichermaßen. All diesen natürlich beschirmten Plätzen gemein ist, dass es sich hier gerade an heißen Tagen besonders angenehm sitzen lässt, weil die Verdunstungskälte des Blattwerks die Luft erfrischt.

Von der Natur beschirmt

Ein Dach muss nicht immer gebaut werden, es kann auch gewachsen sein. Einen ganz eigenen und vor allem wunderbar naturnahen Charakter hat ein Sitzplatz unter einem Dach aus Blättern. Wie in Bullerbü dürfte sich fühlen, wer unter den ausladenden Ästen eines großen alten Baumes zur Ruhe kommt. Doch auch etwas jüngere Gehölze können durchaus Sitzplätze mit ihren Ästen beschirmen, dann nämlich, wenn der Mensch ein wenig nachgeholfen und ihre Kronen zu schirmförmigen Spalieren erzogen hat. Und auch eine Symbiose aus Gebautem und Gewachsenem kann einen Sitzplatz mit einem natürlichen Dach versehen: Eine berankte Pergola ist grundsolide und filigran gleichermaßen. All diesen natürlich beschirmten Plätzen gemein ist, dass es sich hier gerade an heißen Tagen besonders angenehm sitzen lässt, weil die Verdunstungskälte des Blattwerks die Luft erfrischt.
Der Platz für gewisse Stunden

Den Standort eines überdachten Sitzplatzes im Garten bestimmt vor allem auch die Zeit, zu der er hauptsächlich genutzt werden soll. Wenn seine Zeit gekommen ist, sollte es an dieser Stelle im Garten besonders schön sein. Dabei geht es meistens um den Lauf der Sonne und damit um Licht und Wärme rund um den überdachten Sitzplatz. Wer ihn vor allem als lauschiges Plätzchen für die Abendstunden sieht, platziert ihn so, dass er von den letzten Sonnenstrahlen geküsst wird. Soll er eher Zufluchtsort vor allzu großer Hitze am Tage sein, bietet sich die sonnenabgewandte Seite des Gartens an. Ein anderer Faktor ist die Akustik: Will man lange Abende mit angeregten Gesprächen unter dem schützenden Dach verbringen, sollte man darauf achten, dass die Nachbarn sich dadurch nicht gestört fühlen.

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