TEXT   Christiane Stoltenhoff

Stein gehört zur Gartengestaltung fast so wie Pflanzen, und das beileibe nicht nur aus funktionalen Gründen. Doch sollte man bei der Auswahl unbedingt genau hinschauen - aus ästhetischen Gründen ebenso wie aus Gründen der Nachhaltigkeit.

Man muss keinesfalls ein leicht verschrobener Gelehrter à la Humboldt sein, um sich an der Schönheit von Steinen erfreuen zu können. Wer einmal entdeckt hat, wie unendlich vielfältig in Farbe, Maserung und Haptik dieses Material sein kann, wird sich seinem Charme kaum noch entziehen können – und das ist auch gut so, denn Stein nimmt bei der Gestaltung eines Gartens eine wichtige Rolle ein. Auch wenn die Hauptdarsteller vor der Terrassentür natürlich die Pflanzen sein sollen, ist der Stein für Terrasse, Wege, Mauern et cetera charakterbildend für die Anlage. Seine Auswahl bedarf also einiger Sorgfalt – zumal er bei richtiger Verarbeitung nahezu unverwüstlich und damit ein kontinuierlicher Gast im Garten ist.

Ein Gutteil des Natursteins, der heutzutage in hiesigen Gärten verbaut wird, stammt aus Übersee – Indien, Südamerika, Afrika. Das hat vor allem finanzielle Gründe: Der überseeische Stein ist, obwohl so weit gereist, meist deutlich günstiger im Einkauf als europäischer. Andere Argumente für seinen Einsatz als den finanziellen Aspekt gibt es nicht: Europäischer Naturstein ist in aller Regel nachhaltiger in Abbau und Transport, bietet in seiner unendlichen mineralischen Vielfalt für jede ästhetische Vorliebe das Passende und sorgt für ein Höchstmaß an Individualität im Garten – auch, weil man ihn nicht nur in Standardmaßen und -oberflächenbehandlungen bekommt. Spektakuläre Einzelstücke wie monolithische Stufen, Sitzquader oder sogar Arbeitsplatten für die Outdoorküche lassen sich in europäischen Steinbrüchen problemlos ordern. Und auch der Preisaspekt relativiert sich oft. So lassen sich Bodenplatten nur dann problemlos verlegen, wenn sie präzise zugeschnitten und gleichmäßig dick sind. Ungenau zugeschnittenes Material macht die fachgerechte Verlegung schnell enorm aufwendig.

Entscheidend ist, was passt

Die Entscheidung für die eine oder andere Gesteinsart sollte vor allem unter ästhetischen Gesichtspunkten getroffen werden: Was passt am besten zu Haus, Gartenstil, sonstigen Gestaltungselementen, Umgebung – und natürlich dem persönlichen Geschmack? Wer sich unter diesen Aspekten umschaut, wird quer durch Europa eine unendliche Vielfalt entdecken. Dabei unterscheiden sich die Natursteinvorkommen von Land zu Land und von Region zu Region, selbst wenn es sich geologisch um die gleiche Gesteinsart handelt. So ist norwegischer Granit eher rötlich, in den Alpen je nach Abbaugebiet anthrazitfarben bis grau mit gelblichen Nuancen. Unterschiedliche Zuschläge im Stein bringen die regionaltypischen Besonderheiten hervor, die mit verschiedenen Bearbeitungstechniken noch hervorgehoben werden können.

Alta-Quarzit
»Harter Stein mit über 80 Prozent Quarzanteil. Nimmt kein Wasser auf, deshalb sehr frostbeständig. Der Entstehungsprozess begann vor etwa 600 Mio. Jahren. Silbrig-grüner Farbton. «
Granit
»Grobkörniges Tiefengestein, reich an Quarz, einem in reinen Zustand farblosen, harten und spröden kristallinen Mineral, sowie weiteren Mineralen sind. Entsteht durch langsame Abkühlung und Erstarrung von Magma in der Erdkruste. Sehr verwitterungsbeständig. Alter: ca. 300 Mio. Jahre. «
Schiefer
»Kein eigenständiges Gestein, vielmehr Begriff für unterschiedliche tektonisch gefaltete Sedimentgesteine. Zerfällt bei Beanspruchung in Splitter oder Platten. Entstand vor allem in der Devon-Zeit vor ca. 400 Mio. Jahren. Farben: Grün, Schwarz, Grau. «
Gneis
»Durch Umwandlung anderer Gesteine wie Granit unter hohem Druck und hoher Temperatur entstanden. Farbe: meist Grau, aber auch Schwarz und Grün. Alter: ca. 400 Mio. Jahre. «
Quarzit
»Mittel- bis feinkörniges, sich bei großem Druck und hohen Temperaturen verwandelndes (metamorphes) Gestein mit einem Quarzgehalt von mindestens 98 Prozent. Relativ große Beständigkeit gegenüber Umwelteinflüssen. Alter: etwa 400 Mio. Jahre. «
Sandstein
»Besteht aus Sandkörnern, die sich wiederum aus verschiedenen Mineralien, überwiegend jedoch aus Quarz zusammensetzen. Je grobkörniger die Sandkörner, desto brüchiger der Sandstein. Grau, auch Rot oder Weiß, entstanden vor etwa 25 Mio. Jahren.«
Kalkstein
»Muscheln, Krebse und Korallen sowie deren Ausscheidungen aus der Zeit vor etwa 140 bis 65 Mio. Jahren sind das Ausgangsmaterial für die Bildung von Kalkstein. Je nach Zusammensetzung gibt es ihn in Weiß, Gelbbraun, Dunkelgrau bis Schwarz. «
Diabas
»Ausgangspunkt sind auf dem Meeresgrund verfestigte Sedimente bestehend aus dem Abtragungsschutt anderer Gesteine. Alter: etwa 350 Mio. Jahre. Seine Farbe variiert von grünlichem Schwarz bis gräulichem, er wird deshalb auch als Grünstein bezeichnet. «
Basalt
»Ein sehr druckfester Naturstein, der nur langsam verwittert. Vulkanischen Ursprungs, dunkles Erscheinungsbild. Alter: ca. 350 Mio. Jahre. «
Porphyr
»Ein Gefüge von Gesteinen magmatischen Ursprungs. Weil in dessen feinkörniger Gesteinsmatrix vereinzelt größere Kristalle enthalten sind, erinnert Prophyr optisch an Beton. Je nach Zusammensetzung Farbspektrum von Purpur über Rot und Braun bis hin zu Grau. «
Tufstein
»Zählt zu den weichen Naturwerksteinen. Entsteht als Folge vulkanischer Tätigkeit durch Ablagerungen von Glutlawinen und Ascheströmen. Porenreich, mehr oder weniger locker. «
Marmor
»Carbonatgestein, das entsteht, wenn die Mineralien im Erdinneren großer Hitze und starkem Druck ausgesetzt sind. Mindestens 50 Volumenprozent machen die Minerale Calcit, Dolomit oder Aragonit aus. «
Dolomit
»Hartes, splittriges Gestein, dessen Ursprung im warmen Wasser tropischer Meere liegt. Härter als der verwandte Kalkstein, aber deutlich spröder. Farbspektrum: von Weiß über Rosa bis Grau, kann aber durch Beimengungen anderer Mineralien auch Gelb, Grün und Braun umfassen. Alter: ca. 200 bis 250 Mio. Jahre. «
Grauwacke
»Sehr harte, quarzgebundene Sedimentgesteine, die sich durch einen hohen Anteil an Quarz und Feldspäten auszeichnen und vor mindestens 250 Mio. Jahren entstanden sind. Weist eine hell- bis dunkelgraue Farbe auf, kann aber auch braun- oder grüngrau sein. «
Nagelfluh
»Vor allem im Alpenvorland gängiger Begriff; umschreibt ein grobkörniges Sedimentgestein, das aus mindestens 50 Prozent gerundeten Komponenten (Kies oder Geröll) besteht, welche durch eine feinkörnige Matrix verkittet sind. In der Geologie werden solche Gesteine als Konglomerat definiert.«
Travertin
»Gehört zur Familie der Kalksteine. Eher weich und daher gut zu bearbeiten. Geologisch gesehen mit ca. zwei Mio. Jahren ein junges Gestein. Häufig gelb, beige bis braun, weiß oder grau. «

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