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Blütenpracht
vor Landschaft

Eine Pflanzenenthusiastin wollte ihrem riesigen, landschaftlich gestalteten Garten endlich Blütenvielfalt und Intimität einhauchen. Gartenarchitektin Claudia Schaaf, Inhaberin von Beran Gärten in Neu Wulmstorf bei Hamburg, entwickelte die Flächen rund um das Haus zu vielfältigen Blüteninseln mit hoher Aufenthaltsqualität.

Vorher: Das Haus wirkte auf dem sehr großen Grundstück verloren. Außer einer Terrasse gab es in unmittelbarer Hausnähe keine gartengestalterischen Elemente.

Familie schon in diesem Haus und versuchte, ihre große Leidenschaft für Gärten und Pflanzen auf diesen Garten zu übertragen und Gartenbilder zu kreieren, die sie aus ihrer Kindheit in Süddeutschland kannte, war mit dem Ergebnis aber nie glücklich. Schließlich wandte sie sich an Claudia Schaaf mit dem Wunsch, ihren Traum vom Pflanzenparadies rund um ihr Haus wahr werden zu lassen. Es ging nie darum, das gesamte Grundstück umzugestalten. Lediglich der Nahbereich rund um das Haus sollte ein neues – oder überhaupt erstmals ein Gesicht bekommen. Bislang hatte das Haus verloren inmitten der Weite des Grundstücks gestanden.

Das mehrere tausend Quadratmeter umfassende Areal war vor langer Zeit schon einmal durch eine Gartenarchitektin als weitläufiger Landschaftsgarten gestaltet worden. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Fernwirkung. Das Haus umgab eine große Wiese mit Gehölzen und einem Teich in einiger Entfernung. Direkt am Haus gab es eine Terrasse ohne jede gestalterische Anbindung an den Garten. Die Terrasse endete an der Rasenkante, von ihr aus ging der Blick über Wiese und Felder, der eigentliche Garten lag ohne Blickbeziehung zur Terrasse neben dem Haus. Lange Jahre lebte die Besitzerin mit ihrer

Nur eine Kleinigkeit

Die alte Terrasse war eigentlich nur ein breiterer plattierter Streifen, der die Insellage des Hauses betonte und es scharf vom Garten trennte. Sie war zu groß, ohne jeden Schatten und Sichtschutz, zugig – alles in allem kein Ort zum Verweilen oder gar Wohlfühlen. Heute ist die Terrasse eine Einladung, den Garten zu erleben. Wie schon im alten Garten erstreckt sie sich über die gesamte Breite des Hauses und hat damit beachtliche Dimensionen. Doch sie wirkt nun vollkommen anders, markiert nicht mehr die Grenze zwischen Haus und Garten, sondern zelebriert den sanften Übergang zwischen Gebautem und Gepflanztem.

Neu dimensioniert

Proportionen spielen bei der Gartengestaltung eine herausragende Rolle, entscheiden darüber, ob ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Hier stand die Gartengestalterin vor der Herausforderung, am Haus einen Aufenthaltsbereich zu schaffen, der einerseits zur Größe des Hauses passt und dazu angetan ist, dass Menschen sich hier wohlfühlen können, und der andererseits auch in einem harmonischen Verhältnis zu dem großen Grundstück steht.

Die Beete betten den Sitzplatz in die Natur ein und schaffen sanfte Übergänge in die Neu Weite der Anlage.

Entstanden ist ein vergleichsweise großer Aufenthaltsbereich am Haus, der allerdings – und das ist das Entscheidende – nicht einfach wie eine Terrasse wirkt. Die klassische Terrasse gibt es durchaus, aber ihr folgt beim Übergang in den Garten eine ausgedehnte kiesbedeckte Fläche, die in ihrer Funktion als Aufenthaltsort ebenfalls Terrassenqualitäten hat, aber eher Dorfanger oder Innenhof ist. So gelang auch das Kunststück, zwischen der Modernität des Hauses und der gewünschten naturnahen Gestaltung des Gartens zu vermitteln.

Beschirmt

Der eigentliche Place to be dieses Gartens befindet sich in der Mitte des der Terrasse vorgelagerten Kiesplatzes. Hier vereinen sechs mehrstämmige Hainbuchen ihre schirmförmigen Kronen zu einem grünen Dach. Es ist lebendiger Schattenspender und Hort der Geborgenheit gleichermaßen. Drei hochstämmige Blütenhartriegel, die die Gartengestalterin auf dem Grundstück entdeckte und näher ans Haus holte, leisten den Hainbuchen Gesellschaft. Gemeinsam mit einem knorrigen Apfelbaum am Übergang von Terrasse und Kiesplatz sorgen sie dafür, dass das Haus nicht mehr vollkommen frei im Garten steht. Nun ist es eingebettet in Grün, seine Fassade nicht mehr so bestimmend.

 

Die Mischung machts

Für den klassischen Terrassenteil wählte Claudia Schaaf einen Bodenbelag aus großformatigen, rechteckigen Gneisplatten, deren architektonischen Charakter die Verlegung mit Kreuzfuge noch betont. Ihr lebendiger grauer Farbton harmoniert gut mit dem des Kieses, der sich an die Terrasse anschließt und den die Gartenbesitzerin sich auch wegen seines Knirschens als Bodenbelag gewünscht hatte. Der Kiesplatz ist durchsetzt und gerahmt von bunt bepflanzten Beeten und bildet die Übergangszone zwischen der Terrasse und dem restlichen Grundstück.

Mit dem Garten verwoben

An einer Seite ragt die Terrasse, einem Laufsteg gleich, in die Tiefe des Gartens, nähert sich so dem riesigen Areal an und lässt sich von ihm umschmeicheln. Hier hat man nun eine freie Rundumsicht – auch in den seitlich des Hauses gelegenen, schon früher gestalteten Garten. Diese Freiheit bedeutet aber nie Verlorenheit, wie auf der alten Terrasse, denn egal, an welchem Punkt der Terrasse man sich heute befindet: Immer begleiten einen sanft geschwungene Beete mit überbordender Pflanzenfülle. Sie betten die Terrasse in die Natur ein und schaffen sanfte Übergänge in die sich anschließende Weite des Grundstücks.

Achtung, wild!

Beete, wohin das Auge blickt. Sie durchziehen und rahmen den Kiesplatz, lassen ihn in den Rasen übergehen, recken sich in diesen hinein. Hier blüht eine überbordende Fülle an Pflanzen – und das vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein: Hortensien, Stauden und Rosen in allen Variationen. Farblich sollte es wild sein, die ganze Pracht der Natur sich in ihnen wiederfinden. Das erfreut die Gartenbesitzer ebenso wie die Insekten, die hier reichlich Nektar finden.