1

Die fabelhaft Welt

der Farne

In vielen Gärten fristen sie im wahrsten Sinne
des Wortes ein Schattendasein. Dabei sind Farne
keine bloße Verlegenheitslösung für dunkle Gartenecken. Wer sich näher mit diesen Pflanzen und
ihrer Vielfalt beschäftigt, wird bald mehr als nur eine Art ins Beet bitten.

Der erste Gedanke beim Stichwort Farne wandert eher in den Wald als in den Garten: Sobald sich die Wedel im späten Frühjahr auf wundersame Weise entrollt haben, verleihen Farne dem Unterwuchs der Bäume eine märchenhafte Aura. Um ein Stück dieser Atmosphäre in den Garten zu holen, ist glücklicherweise kein eigener Forst notwendig, sondern lediglich ein wenig Kenntnis der Bedürfnisse der jeweiligen Arten.

Walderprobte Wedel

Besonders häufig sind in den Wäldern hierzulande zwei Arten anzutreffen: Der Echte Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) und der Wald-Frauenfarn (Athyrium filix-femina) sehen sich zum Verwechseln ähnlich und eignen sich gut für den Garten. Auf frischen humusreichen Böden in halbschattigen bis schattigen Lagen entrollen die beiden ihre rund 100 Zentimeter hohen Wedel Jahr für Jahr zuverlässig. Dass sie dabei nicht von Schnecken gestört werden, weil sie – wie die meisten Farne – nicht auf deren Speiseplan stehen, erhöht ihren Gartenwert zusätzlich.

Fredy Gastager, Geschäftsführer von Wildwuchs Gärtner von Eden in Sprockhövel bei Wuppertal, setzt den Wald-Frauenfarn gerne ein: „Kein Schneckenproblem zu haben, ist natürlich gut – doch vor allem wächst diese Wildart auch wunderschön. Im Garten setze ich gerne die Sorte ‚Barnesii‘ ein, weil sie ganz steil und aufrecht wächst. Sie wirkt wie ein Ausrufezeichen im Beet. Außerdem zaubert sie diese herrlich urwüchsige und dschungelartige Üppigkeit in den Garten.“

Poesie für Problemzonen

Schatten? Na und! Da sich die meisten Farne genau dort wohlfühlen, wo vermeintlich Tristesse herrscht, werten sie diesen als schwierig geltenden Standort auf. Für Andreas Leucht, Gärtner von Eden aus Stuhr bei Bremen, sind Farne wichtige Protagonisten seiner Gestaltungen: „In jedem Garten gibt es schattige Orte unter Bäumen oder an Mauern, die mit Farnen attraktiver werden. Wenn dann auch noch das Licht durch das Blätterdach eines Baumes fällt und wie ein Scheinwerfer auf den Farn trifft, ist das Schauspiel perfekt.“ Eine Inszenierung, die auch in kleinen Gärten funktioniert: „Farnen wird zwar nachgesagt, dass sie wuchern. Das trifft aber auf die wenigsten Arten zu und ich wähle die dann natürlich nicht aus.“

Zu diesen wenigen gehört der Trichterfarn (Matteucia struthiopteris). Diese bekannte Art bildet Ausläufer und gehört mit einer Wuchshöhe von bis zu 150 Zentimetern zu den stattlichen Exemplaren, für die man pro Pflanze einen ganzen Quadratmeter reservieren sollte. Andreas Leucht pflanzt ihn deshalb nicht in kleine Gärten, kennt aber dafür einen weitgehend unbekannten Vorzug: „Die frischen Austriebe sind essbar und schmecken nach Spargel.“ Vor der Ernte sollte man absolut sicher sein, dass es sich tatsächlich um Trichterfarn handelt. Die Verwechslungsgefahr mit giftigen Arten wie dem Wurmfarn ist groß. Farne sind eben doch eher etwas fürs Auge als für den Kochtopf und bieten zudem eine Vielzahl kompakter Arten, die man weder jäten noch aufessen muss.

Leucht empfiehlt den Japanischen Regenbogenfarn (Athyrium nipponicum) ‚Metallicum‘ mit raffinierter silbriger Blattzeichnung und einer Wuchshöhe von 20 bis 40 Zentimetern. Auch Fredy Gastager kennt das Vorurteil von wuchernden Farnen und schätzt gerade die diversen kleineren Arten und Sorten: „Dem Hirschzungenfarn reicht sogar eine Mauerritze zum Wachsen, wenn es nur feucht und leicht schattig ist, und einer meiner Lieblingsfarne ist der Flaumfederfarn ‚Plumosum Densum‘. Schon der Name wirkt sehr poetisch und er ist von Anfang an ein Hingucker, wenn sich die Wedel entrollen.“

In bester Gesellschaft

Farne lassen sich gut kombinieren, und das nicht nur analog zum Vorbild Wald als Unterwuchs von Bäumen, sondern auch unter kleineren Gehölzen wie Rhododendren. Hier bieten sich jene Arten an, die leicht saure Böden bevorzugen. Der Rippenfarn (Blechnum spicant), eine heimische wintergrüne und hierzulande auch in Nadelwäldern vorkommende Art, eignet sich für kalkarme Standorte ebenso wie der Borstige Schildfarn (Polystichum setiferum). Da die meisten Arten erst Ende April austreiben, sind Farne ideale Pflanzpartner für Blumenzwiebeln. Vor allem an Standorten unterhalb von Laubgehölzen, die im Frühjahr genug Sonne für Narzissen oder Schachbrettblumen (Fritillaria meleagris) passieren lassen, bieten sich die Zwiebeln als blühende Begleiter an.

Sobald sich das Zwiebellaub nach der Blüte gelb färbt, kaschieren es die Farnwedel und machen Seite an Seite mit schattenverträg-lichen Stauden eine gute Figur: Funkien, Astilben, Tränende Herzen, Rodgersien, Elfenblumen, Kaukasische Vergissmeinnichte und Salomonsiegel sind nur einige Beispiele für den nahezu unerschöpflichen Fundus, aus dem Andreas Leucht und Fredy Gastager schöpfen. Auch Gräser wie die Waldmarbel (Luzula) oder das Japangras (Hakonechloa) sind gute Pflanzpartner.