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Die Welt zu Gast
im Bauerngarten

Ein historisches Hofgebäude in Bayern, das liebevoll und mit viel Sinn für Details renoviert wurde, sollte den passenden grünen Begleiter bekommen. Eine der Herausforderungen: Ein Garten war in der alten Hof-anlage gar nicht vorgesehen. Doch das macht Stefan Arndt, Gärtner von Eden aus Rohrbach, mit seinem Gestaltungskonzept schnell vergessen.

 

Wer heute von der Straße kommt und den Garten betritt, möchte hier gar nicht mehr weg, so gemütlich und authentisch liegt die grüne Idylle zwischen Wohnhaus und ehemaligen Stallungen der einstigen Hofanlage. In diesem Garten wird gelebt – ob auf dem Rasen der Fußball rollt, die Familie den großen rustikalen Holztisch bevölkert oder jemand ein Schwätzchen von der straßenseitig aufgestellten Bank aus hält. Den Besitzern war wichtig, dass ihre drei Kinder in ihrem neu angelegten Garten genauso auf ihre Kosten kommen wie sie selbst, die gern und häufig Gäste haben – und das alles auf gerade einmal rund 200 Quadratmetern. Als sie das alte Bauernhaus mitten im Ort kauften, hatte das jedoch gar keinen Garten, sondern lediglich eine Hoffläche mit ein bisschen Gras, wo früher gearbeitet worden war. Nachdem das Haus stilsicher, mit historischen Baustoffen und Blick für die Details wieder zum Leben erweckt worden war, ging es daran, einen dazu passenden Garten zu kreieren. Der sollte genauso authentisch wirken wie das Haus selbst, obwohl es ihn vorher gar nicht gegeben hatte.

Auf den Leib geschneidert

In diesem Haus befinden sich die bodentiefen Esszimmerfenster an der schmalsten Stelle des Grundstücks, eine rechteckig in den Garten hineinragende großzügige Terrasse, wie sonst üblich vor den Esszimmerfenstern, hätte hier das Grundstück in zwei Bereiche zerteilt. Aus dieser Konstellation ergab sich auch, dass es wenig Möglichkeiten gab, den Ausblick aus den großen Fenstertüren attraktiv mit einer Sichtachse in Szene zu setzen – zu wenig Platz.

Eine andere Lösung musste her: Auf der ganzen Breite des Hauses erstreckt sich heute ein Podest, das allmählich breiter wird, so wie es der Zuschnitt des Grundstücks zulässt. Hier ist zwar kein Platz für Tisch und Stühle, dennoch nutzen die Gartenbesitzer das Podest gern als Sitzplatz. Vom Esszimmer aus ist man mit ein paar Schritten an der breiten Treppe, die vom Podest in den Garten führt und auf deren Stufen man herrlich informell mit einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein sitzen kann.

 

 

Sitzen mit Aussicht

Der Hauptsitzplatz wanderte an die Seite des Grundstücks unter einen Unterstand, der noch aus der aktiven Zeit des Bauernhofs stammt. Hier kann man – ebenso vor Wind und Regen wie vor allzu viel Sonne geschützt – gemütlich zusammensitzen, die Kinder beim Spielen im vorderen Gartenbereich im Auge behalten und gleichzeitig den Garten genießen.

Der am Rand des Platzes zwischen Beeten eingebettete Wassertrog ist zwar neu, zitiert aber alte Vorbilder.

Material mit Seele

Podest und Treppe entstanden aus historischen Granitplatten und dazu passendem Pflaster, ein Material, das mit seinen Gebrauchsspuren von Jahrhunderten und seinen alles andere als genormten Formaten wunderbar zur alten Bausubstanz des Wohnhauses passt. Ebenfalls als Anklang an die Vergangenheit fiel die Wahl beim Belag für den Platz, der dem Unterstand vorgelagert ist, auf Kies. Das verhinderte auch eine großflächige Versiegelung von Flächen und schafft einen schönen sanften Übergang zwischen den einzelnen Räumen.

Aus dem Leben geplaudert

Der ganze Garten strahlt heute ländliche Gemütlichkeit aus, wozu auch ein großer Apfelbaum beiträgt, der tatsächlich schon auf der alten Hoffläche stand und heute den Rasen angenehm beschattet. Trotz aller Landidylle erzählt der Garten aber auch Geschichten aus dem Leben seiner Besitzer, die viel gereist sind. Von einer längeren Station in England berichten mitgebrachte Blumenkübel und die eine oder andere englische Rose in den Beeten. Olivenbaum, Oleander und Zitronenbäumchen sowie der am Unterstand rankende Blauregen künden ebenso wie der auf einem Spalier im Beet wachsende Wein von der Liebe der Gartenbesitzer zur Toskana, und auch der Kiesplatz vor dem Unterstand lässt sich mediterran interpretieren. Trotz dieser Anklänge an andere Länder und Gartentraditionen präsentiert sich dem Betrachter ein ganz und gar stimmiges Bild.

Trotz aller Landidylle
erzählt der Garten aber auch Geschichten aus dem Leben seiner Besitzer

 

Blühende Beete

Auch die Beetbepflanzung bedient sich wie selbstverständlich mal im mediterranen, mal im Bauerngartenumfeld. Als Hingucker hielt im Beet auf dem Podest eine Felsenbirne Einzug. Sie hat mit einer schönen Blüte, essbaren Früchten und einer attraktiven Herbstfärbung viel zu bieten. Außerdem wächst sie langsam, ist also ideal für kleinere Gärten. Das Granitpodest am Haus rahmt ein Beet in Lila-, Rosa- und Weißtönen, ein Paradies für Nektarsammler aller Art. Eine weiße Magnolie bringt im frühen Frühjahr einen Hauch von England in den Garten, und das selbst gebaute Hochbeet beherbergt den kleinen Nutzgarten der Familie.