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Grünes Glück braucht
keine Größe

Dass ein kleiner Garten weniger Freude macht, als ein weitläufiger, ist zum Glück Unsinn. Man muss ihn nur sorgfältig gestalten, damit man jeden Quadratmeter voll nutzen und genießen kann. Profis wissen,
worauf es ankommt.

Ab welcher Fläche ist ein Garten überhaupt klein? Schwer zu sagen, eine offizielle Definition dafür gibt es schließlich nicht. Gärten, die weniger als 300 Quadratmeter messen, wären auf dem Land eher klein, in dichter besiedelten Gegenden, sieht das anders aus, erzählt Stefan Arndt, Gärtner von Eden aus Rohrbach in der Hallertau. In Metropolregionen sind neue Reihenhausgärten durchschnittlich mittlerweile 80 bis 100 Quadratmeter groß. Es kommt also nicht auf die Anzahl der Quadratmeter an, sondern darauf, wie man sie nutzt. Die Möglichkeiten kleiner Gärten übertreffen häufig die Erwartungen, erzählt Stefan Arndt: „Der Gedanke, dass in einen kleinen Garten nicht mehr als Rasen und eine Hecke drumherum passt, klingt logisch, stimmt aber zum Glück nicht.“ 

Gestalterische Zurückhaltung lässt diese Gärten sogar noch kleiner wirken. Friedrich Klute, Gärtner von Eden aus Sundern im Sauerland, kennt die Gratwanderung, die auf wenigen Quadratmetern so wichtig ist: „Natürlich soll ein kleiner Garten Ruhe ausstrahlen, ohne langweilig oder überfrachtet zu wirken. Alles muss für sich wirken können und deshalb ist die Auswahl so sensibel.“ Hier sind planerische Sorgfalt und Pflanzenkenntnis gefragt. Der im Vergleich zur Fläche hoch erscheinende Aufwand lohnt sich, denn kleine Gärten werden besonders intensiv genutzt.

Wo früher eine unansehnliche Böschung war, sorgen heute das Wasserspiel aus Cortenstahl und ganz viel Grün für attraktiven Sichtschutz.

Gliedern ohne zerteilen

Kleine Flächen interessant zu gestalten, ohne sie zu überfrachten, lässt sich mit Hilfe von Höhenunterschieden unauffällig meistern. Stefan Arndt arbeitet regelmäßig damit: „Einer der kleinsten Gärten, die ich gebaut habe, bietet auf rund 50 Quadratmetern drei Ebenen: mit Wasserspiel, Staudenbeet und Bank. Vorher hat er eigentlich gar nicht existiert, weil an seiner Stelle eine Böschung war, die gar nicht genutzt werden konnte.“ Damit der Garten harmonischer wirkt, hat er die Bank nicht als eigenständiges Möbelstück aufgestellt, sondern gemauert und in die Terrassierung integriert. Die Höhenunterschiede gliedern das Gelände und lassen den Blick wandern. Alternativ oder ergänzend dazu machen auch Hecken- oder Staudenstreifen einen Garten interessanter. Sie verstecken einen Teil der Fläche, ohne diese „abzuriegeln“ und machen neugierig.

Gebäude und Garten als Einheit

Die Architektur beeinflusst den Freiraum, das gilt in kleinen Gärten ganz besonders, denn das Haus ist meist von jedem Teil des Gartens aus sichtbar und sollte bei der Gestaltung berücksichtigt werden. Konsequentes Auswählen zum Gebäude passender Materialien und Farben steht sowohl Haus als auch Garten gut. Darüber hinaus achtet Friedrich Klute auf gestalterische Details: „Eine klare Formensprache und Linienführung sorgt für Harmonie. Gerade in kleineren Gärten ist es meist schwer, beim Pflastern die Flucht der Fugen stimmig zum Gebäude zu integrieren. Das ist aber wichtiger als man denkt, denn unterbewusst werden Abweichungen immer wahrgenommen.“ Naturstein-Kleinpflaster oder eine Kiesfläche sind für ihn dann je nach Gebäudekanten die bessere Alternative zu großformatigen Platten.

Ganzjährig attraktiv

Beete, an denen man selten vorbeikommt, gibt es in kleinen Gärten nicht. Pflanzen, die hier Wurzeln schlagen, sollten am besten zwölf Monate lang Freude machen. Friedrich Klute empfiehlt immergrüne  Strukturbildner wie Kissen-Eibe oder Heiligen Bambus (Nandina domestica) und Pflanzen mit Winterflor, wie die Zaubernuss oder den Duftschneeball. Eine Etage tiefer bilden immergrüne Blattschmuckstauden, zum Beispiel Lenzrosen oder Elfenblumen nicht nur den Hintergrund für andere Blütenpflanzen, sondern blühen im Spätwinter und Frühling selbst. Eine Staude wie die Hohe Fetthenne ist zwar nicht wintergrün, bietet aber auch nach dem Frost attraktive Samenstände und wächst so kompakt, dass sie in kleinen sonnigen Beeten bestens zu Geltung kommt.

 

 

 

Ein Hausbaum? Ja bitte!

Einen klassischen, aber mächtigen Baum wie eine Rosskastanie würde man in einem kleinen Garten nicht pflanzen, verzichten muss man auf prägende Gehölze aber nicht. Ganz im Gegenteil, auch auf kleiner Fläche wird ein Haus durch einen Baum optisch aufgewertet. Damit die Proportionen stimmen und der Baum nicht zum Problem wird, kommen naturgemäß kompakte, eher langsam wachsende Gehölze in Frage. Darüber hinaus sollte ein Hausbaum in kleinen Gärten aber noch mehr können, findet Stefan Arndt: „Er ist oft der einzige Baum auf dem Grundstück, deshalb achte ich darauf, dass er so viel wie möglich bietet. Wenn ich mich für eine Art entscheiden müsste, wäre das wohl die Felsenbirne: Blüte im Frühling, Früchte im Sommer, kupferrotes Laub im Herbst und eine filigran gewachsene Krone für Struktur im Winter – sie ist einfach das ganze Jahr attraktiv.“ Je nach Gartenstil und Geschmack lassen sich auch andere Akzente setzen. Friedrich Klute hat gute Erfahrungen mit dem Fächer-Ahorn gemacht: „Ihn pflanze ich in ganz verschiedenen Varianten in kleineren Gärten. Außerdem ist der Gold-Ahorn einer meiner Favoriten: Die Sorte ‘Aureum’ hat ein helles Blatt. Das ist in kleineren oder eher beengten Flächen gestalterisch wertvoll und eine tolle Herbstfärbung bringt er auch noch mit.“

Was Wasser bewirkt

Falls das kühle Nass vor allem zum Schwimmen genutzt werden soll, bliebe in kleinen Gärten ein Mini-Pool mit Gegenstromanlage als Option. Doch Wasser ist nicht nur für Sportler interessant, sondern bereichert gestalterisch und das auch in sehr einfachen Varianten: Wasserbassins entfalten neben ihrer dekorativen auch eine erfrischende Wirkung als Tauchbecken für Arme und Füße. Friedrich Klute findet Wasser gerade auf kleiner Fläche wichtig: „Es ist immer anziehend und die Spiegelungen lassen den Garten größer wirken. Für diesen Effekt reicht schon ein Bassin oder sogar eine Schale mit Wasser. Außerdem belebt Wasser den Garten – das können die Kreise auf der Oberfläche sein, wenn ein Tropfen ins Wasser fällt oder eine Amsel, die an der Vogeltränke badet.“ Ebenfalls wichtig: „Das sanfte Plätschern eines Wasserspiels hilft, unangenehme Geräusche von außen, wie zum Beispiel den Straßenverkehr, auszublenden.“ Da viele kleine Gärten in innerstädtischen oder dicht besiedelten Gegenden liegen, sollte man diesen Pluspunkt für das Wohlbefinden nutzen. Plätschert das Wasser eine Wand hinunter, braucht es nicht einmal zusätzlichen Platz.

Friedrich Klute

„Wasser ist immer anziehend und die Spiegelungen lassen den Garten größer wirken.“

Auch auf kleiner Fläche wird ein Haus durch einen Baum optisch aufgewertet.

Privatheit mit Perspektive

Sichtschutz ist immer ein Thema – auf kleinen Grundstücken gehört es dazu, diesen möglichst flächensparend unterzubringen. Friedrich Klute verwendet gerne vorgezogene Efeu-Elemente, die wie eine Hecke wirken und ähnlich schmal wie Sichtschutzwände aus Holz oder Metall sind. Wenig Platz brauchen auch Spaliergehölze, die wie Paravents gepflanzt werden können. In Dachformen gezogen übernehmen sie Sichtschutz auch von oben und ersetzen den Sonnenschirm.

 Je nach Grundstücksgegebenheiten ist es möglich, „Rosinen zu picken“ und einen Teil des Sichtschutzes zu öffnen. Wer diese Chance nutzt und durch Lücken oder „Fenster“ in die Landschaft hinaus blickt oder ein schönes Gebäude sehen kann, erweitert den Garten und macht ihn attraktiver.   

Qualität passt ins Budget

Das scheinbare Manko, einer begrenzten Fläche bietet durchaus Vorteile. Für Stefan Arndt zählt dazu die kompromisslose Qualität, die er dort umsetzen kann: „Bei einem sehr kleinen Garten konnten wir zum Beispiel als Sichtschutz größere Eiben pflanzen, die schon in der ersten Saison richtig gut aussahen. Wir haben ja nicht so viele davon gebraucht. Bei größeren Grundstücken kommen schnell mal 50 Meter Hecke zusammen und dann fällt die Entscheidung schon schwerer.“