TEXT   Sissy Niemann

Es muss nicht immer gleich das volle Programm mit finnischer Blocksauna, schicker Outdoorküche und dem groß angelegten Schwimmteich sein – zur persönlichen Wohlfühloase kann der Garten bereits durch ganz einfache Dinge werden. Einzige Voraussetzung: das Wissen um die eigenen Bedürfnisse. 

Ständig auf Abruf sein, das Smartphone stets griffbereit, Stress und Hektik von morgens bis abends – das gehört für viele zum Alltag. Umso wichtiger ist es, regelmäßig Kraft zu tanken, sich eine Oase der Ruhe zu schaffen. Und welcher Ort eignet sich dafür besser als der eigene Garten? Das heimische Grün ist jederzeit verfügbar und kann ganz auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Fühlt man sich in seinem Garten wohl, kann man hier wunderbar entspannen, genießen und vor allem auch: entschleunigen. Er vermittelt immer ein Gefühl von Bodenständigkeit, Frieden, Natürlichkeit – und bietet damit den idealen Gegenpol zur Technisierung des alltäglichen Lebens. Doch wie wird er zu einem echten Wohlfühlrefugium, das bestmögliche Erholung bietet?

Individuell geniessen

Eines vorab: Wohlfühlen hat nicht zwingend etwas mit der klassischen Auffassung von Wellness zu tun. Manchmal reichen schon ganz kleine Dinge aus, damit dieses wunderbare Gefühl eintritt. Natürlich ist jeder Mensch anders: Während der eine am besten bei einem ausgiebigen Saunagang oder im Whirlpool entspannt, reicht dem anderen ein bequemer Liegestuhl, um die Seele baumeln zu lassen. Umso wichtiger ist es, sich bewusst zu machen, welcher Wohlfühl-Typ man überhaupt ist.

Das fängt schon bei der Frage an, ob man besser aktiv oder passiv erholt – schließlich ist reines Nichtstun nicht jedermanns Sache, andere wiederum bringen körperliche Betätigung mit vielem, nur nicht mit Erholung in Verbindung. Hobbys beispielsweise sind ein guter Anhaltspunkt dafür, was zur persönlichen Entspannung beitragen kann. Ist man sich erst einmal über sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse im Klaren, lässt sich das heimische Grün mit diesem Wissen gezielt in ein individuelles Wohlfühl-Paradies verwandeln.

Zwei Bäume, die die Hängematte halten: Viel mehr braucht es nicht, um einen Garten zum perfekten Entspannungsort zu machen
Jeder Garten kann zum persönlichen Spa Resort werden.

Raus aus dem Keller:
Wer die Möglichkeit hat, seine Sauna direkt in den Garten zu bauen, macht das erholsame Schwitzen gleichzeitig zu einem Naturerlebnis.

​​​​​​​SPA-Erlebnis für zu Hause

Manch einer, der Körper und Seele etwas Gutes tun möchte, fährt gerne mal übers Wochenende in ein Wellnesshotel. Echtes Spa-Feeling kann man sich aber auch nach Hause holen: Außensauna, Schwimmteich, Whirlpool und Co. lassen sich mit der richtigen Planung wunderbar in den eigenen Garten integrieren, und gerade eine Sauna macht das heimische Grün zu einem Ganzjahreserlebnis. Das reine Haben verwandelt den Garten allerdings nicht automatisch in eine Wohlfühloase, weiß Gärtner von Eden Markus Högl. Für den Experten aus Münchsdorf ist die richtige Anordnung solcher Sonderausstattungen entscheidend: „Das Gartenleben spielt sich in erster Linie auf der Terrasse ab. Mein Wohlfühlbereich ist also idealerweise so gestaltet, dass optimale Abläufe gegeben sind – von der Terrasse zur Sauna, von der Sauna zum Pool und zurück zur Terrasse darf es nur ein Katzensprung sein.“

Auch Ottmar Hübner, Gärter von Eden aus Obertalhofen, macht das Wellnesserlebnis nicht am reinen Vorhandensein eines heimischen Spa-Bereichs fest: „Der gewünschte Erholungseffekt verpufft schnell, wenn ich erst einmal die Sauna vorheizen oder andere Dinge vorbereiten muss, um den Garten in einen Ort der Entspannung zu verwandeln – dieser sollte er bereits sein, wenn ich ihn betrete.“ In diesem Punkt sind sich die Experten absolut einig: Schon der Garten an sich muss so gestaltet sein, dass man sich in ihm wohl und geborgen fühlt – erst dann sollten zusätzliche Ausstattungen mit ins Spiel kommen.

Ganzjährig ein Wellness-Hotspot ist der Außenwhirlpool, denn im wohlig warmen sprudelnden Nass lässt sich der Garten selbst bei Eis und Schnee genießen
So einfach geht Gartenwellness
Eine Außendusche sorgt für sommerliche Abkühlung und passt auch in den kleinsten Garten

Markus Högl
»Damit ich mich wirklich erholen kann, muss ich mich unbeobachtet fühlen.«
​​​​​​​Kleiner Garten, großer Effekt

Große Gärten bieten natürlich mehr Gestaltungsraum, doch auch auf kleinen Grundstücken lassen sich fast sämtliche Spa-Elemente realisieren. Oftmals gelingt dies sogar besser als auf großen Grundstücken, verrät Markus Högl: „Gerade bei begrenztem Platz ist man dazu gezwungen, den Whirlpool oder die Sauna direkt an die Terrasse anzuschließen – sie werden also automatisch in den Freizeitmittelpunkt gerückt und zahlen so auf das persönliche Wohlfühl-Konto ein.“ Natürlich gibt es die eine oder andere Einschränkung – allein der Größe wegen eignet sich ein Pool bei wenig Platz besser als ein ausladender Schwimmteich und gegebenenfalls muss auf Rasenfläche verzichtet werden.

Doch auch schon kleine Kneipp- oder Tauchbecken tragen in einem hohen Maße zum Wohlfühlambiente bei – und können wunderbar zum Abkühlen genutzt werden. „Generell ist Wasser einfach in jedem Garten ein Wellness-Faktor, ganz egal ob großer Teich oder kleines Wasserspiel. Selbst eine Gartendusche macht schon viel aus“, weiß Ottmar Hübner. Wer gerne Sport treibt und auf aktive Erholung setzt, dem bietet eine Gegenstromanlage für den Pool beste Möglichkeiten – und auch hier genügt ein kleines Becken. Man sieht also: Jeder Garten kann zum persönlichen Spa-Resort werden – solange man seine Bedürfnisse kennt.

Außergewöhnliche Gesundheitsförderung im eigenen Garten: ein Kneippbecken
​​​​​​​Geschützte Erholung

Natürlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten, dem heimische Grün das gewisse Erholungs-Extra zu verleihen. Barfußpfade, eine Outdoorküche, Lichtinstallationen, kleine Duft-, Kräuter- oder Zen-Gärten… die Bandbreite an Ideen ist riesig. Ein  gestalterisches Element ist dabei jedoch immer Pflicht: ein ausreichender Sichtschutz. Mauern und Hecken als Wellness-Elemente? In der Tat, erklärt Markus Högl: „Damit ich mich wirklich erholen und meine grüne Oase ungestört genießen kann, muss ich mich unbeobachtet fühlen. Um diese Diskretion zu gewährleisten, ist ein ausreichender Sichtschutz unabdinglich, insbesondere bei kleinen Gärten.“

In der Ruhe liegt die Kraft

Es gibt noch weitere gestalterische Grundregeln, mit denen man einen bestmöglichen Erholungseffekt im Garten erzielen kann, verrät Ottmar Hübner: „Den gesamten Tag über sind wir einer enormen Reizflut ausgesetzt. Der Garten als Rückzugsort sollte daher eine harmonische Einheit bilden.“ Um den Augen eine Pause zu gönnen, empfiehlt der Experte ruhige, großzügige Beete, die gerne üppig bepflanzt sein dürfen, sich aber auf einige wenige Gattungen beschränken. Auch die Wahl der Farben kann sich positiv auswirken: „Ich rate unseren Kunden bei kleinen Gärten zu hellen Farben, bei größeren, tiefen Gärten darf es hingegen gerne knallig sein. Doch am Ende kommt es natürlich auf den persönlichen Geschmack an.“

Ansonsten gilt: Klare Konturen und eine stringente Gestaltung verleihen dem Garten eine angenehme Ordnung und wirken sich positiv auf ein harmonisches Gesamtbild aus. Was aber auch heißt: Regelmäßige Pflege ist das A und O. Wer möchte sich schon über Unkraut ärgern, wenn er eigentlich zum Erholen in den Garten kommt? Übrigens: Auch Gartenarbeit kann zur Entspannung beitragen. Hier muss wieder jeder für sich selbst entscheiden, was das rechte Maß ist.

Ottmar Hübner
Ottmar Hübner
»Generell ist Wasser einfach in jedem Garten ein Wellnessfaktor, ganz egal ob großer Teich oder kleines Wasserspiel.«

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