Immer schön
Immergrüne Pflanzen sind nicht unbedingt diejenigen,
die im Garten die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dennoch übernehmen sie in den unterschiedlichsten Ausprägungen tragende Rollen im grünen Wohnzimmer.
Ein Überblick.

Im Hintergrund eine immergrüne Hecke, davor pflanzliche Vielfalt: die perfekte Einbettung für den Sitzquader.
Verlässliche Ensemblemitglieder
Doch die ganzjahresgrünen Pflanzen sind bei weitem nicht einfach nur Lückenfüller für die Saure-Gurken-Zeit im Beet. Denn auch im Frühjahr und Sommer braucht ein Garten Struktur, und die ist beileibe nicht die einzige Funktion, die Immergrüne mit Bravour übernehmen. Allenfalls ihre Rolle im Ensemble der Pflanzen ändert sich mit dem Wandel der Jahreszeiten. Wenn der frische Blattaustrieb sprießt und es allenthalben wieder blüht, werden aus den winterlichen Solokünstlern so etwas wie die stillen Stars des Gartens: Jetzt treten sie mehr in den Hintergrund, übernehmen fast unbemerkt und ganz selbstverständlich andere Funktionen und tragen maßgeblich zu einem ästhetisch stimmigen Gesamtbild bei.

Spiel mit Form und Farbe: Dieser Garten setzt ganz auf runde Elemente und Immergrüne.
Cathrin Petrik
„Für mich bilden
Immergrüne so etwas wie das ganzjährige
Lächeln eines Gartens.“
Immergrüne
Das Wort Immergrüne ist ein Sammelbegriff, dahinter steht ein enorm breites Spektrum an Pflanzen. Zu der Gruppe zählen Nadel- ebenso wie Laubgehölze, Gräser und Kleinsträucher. Manch ein immergrüner Nadelbaum wird gut und gerne 30 Meter hoch, wenn man ihn lässt, andere Immergrüne treiben ihre Triebe ganz knapp über dem Boden voran. Die eine Art hat einen charaktervollen Wuchs, der sie zum geborenen Solisten im Garten macht, die andere wirkt vor allem in der Gruppe gut, bildet die perfekte Kulisse, vor der andere Pflanzen dann besonders glänzen können. Dieses breite Spektrum an Pflanzen ist auch der Grund, warum Immergrüne ganz generell so wunderbar vielfältig einsetzbar sind – und zwar stilistisch wie funktional.


Auch als Raumteiler lässt sich eine Wand aus Eibe gut im Garten einsetzen.
Vielfältige Aufgaben
„Besonders häufig kommen Immergrüne als Heckenpflanzen zum Einsatz“, erklärt Katharina Bergmann. „Sie haben einfach den Vorteil, dass sie das ganze Jahr über Sichtschutz gewähren.“ Das tut ein blickdichter Zaun zwar auch, doch weist die Landschaftsbauingenieurin auf weitere attraktive Eigenschaften eines pflanzlichen Sichtschutzes hin: „Hecken wirken lebendig, da ist immer etwas in Bewegung. Und auch wenn sie immergrün sind, verändern sie sich doch über das Jahr, so dass hier niemals Langeweile aufkommt. Außerdem sind sie natürlich auch ein wichtiger Lebensraum für Tiere.“ Bei einer immergrünen Hecke schwebt den beiden Expertinnen aber keinesfalls nur die klassische Kirschlorbeerreihe vor: zu kompliziert im Schnitt, zu anfällig für Spätfröste und auch ästhetisch nicht eben überzeugend. „Am liebsten setzen wir Eiben als Heckenpflanzen ein“, sind sich Cathrin Petrik und Katharina Bergmann einig, weisen aber unisono auch darauf hin, dass Eiben eher langsam wachsen und Exemplare, aus denen sich vom Start weg eine Hecke formen lässt, entsprechend teuer sind. Da ist für Petrik manches Mal aus Budgetgründen die schneller wachsende Thuja eine Alternative: „Man muss einfach Kosten und Zweck zueinander in Beziehung setzen“, ist sie ganz pragmatisch.
Katharina Bergmann
„Es wird oft vergessen, dass solche Gräser unter Schneelast
einknicken, und damit ist die Wirkung hinüber.“
Mehr als Grün
Ein weiteres umfangreiches Kapitel im Buch der Immergrünen nehmen Gräser ein. Wie immergrüne Gehölze setzt Cathrin Petrik sie in den von ihr gestalteten Gärten gern als Achsen ein, um entweder andere Pflanzungen bewusst zu unterbrechen oder Unschönes dahinter verschwinden zu lassen. Als Solitär eignet sich Chinaschilf bestens, doch gibt hier Katharina Bergmann zu bedenken: „Es wird oft vergessen, dass solche Gräser unter Schneelast einknicken, und damit ist die Wirkung hinüber.“
Einige Immergrüne bringen weitaus mehr als ruhiges Grün in den Garten – attraktive Blüten zum Beispiel. So setzt Katharina Bergmann gern die Vinca minor ein. Der niedrig wachsende Halbstrauch mit seinen frisch grünen Blättern ist für sie ein idealer Bodendecker, die vielen leuchtend lila oder weißen Blüten im Frühjahr bringen außerdem eine schöne Abwechslung ins Gartenbild. In schattigen und halbschattigen Lagen sind auch die immergrünen Arten der Elfenblume eine gute Wahl. Ihre aparten Blüten in Weiß, Gelb, Rosa oder Violett sind ein echter Hingucker, und auch der frische Laubaustrieb des Frühjahrs setzt farbliche Akzente: Die jungen Blätter sind meist rötlich bis bronzefarben – ein sehr farbenfroher Vertreter der Immergrünen.