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Wachgeküsst

Das Haus im Long-Island-Stil hatte Potenzial, das dazugehörige große Gartengrundstück auch, beide mussten allerdings erst einmal aus einem langen Dornröschenschlaf geholt werden. Das taten die Neubesitzer mit Unterstützung von Michael Schmahl, Gärtner von Eden aus Kronberg im Taunus, und bekamen zu ihrer eleganten Immobilie einen ebensolchen Garten.

Vorher

Eine kleine Zeitreise bot dieser rund 700 Quadratmeter große Garten vor seiner Umgestaltung. Große Nadelgehölze, Efeu, Rasen. Dazu Terrassenflächen aus Kleinpflaster und Holz. Alles irgendwann einmal von Profihand angelegt, aber nicht mehr weiterentwickelt und in den letzten Jahren auch ein wenig vernachlässigt, bedurfte es hier dringend einer Frischzellenkur, zumal das Haus nach seinem Verkauf im Inneren ein vollkommen neues Gesicht erhalten hatte. Die zeitlose Fassade und die interessante Topografie des Grundstücks boten beste Voraussetzungen, um den dazu passenden Garten für das
21. Jahrhundert zu kreieren.

Nachher

Die Essenz des Gartens

Die Terrasse bildet das unangefochtene Herzstück dieses Gartens – noch viel stärker, als das bei den meisten anderen Außenbereichen der Fall ist. Oft ist sie eine Art Übergangszone zwischen Haus und Garten, leitet von den geschlossenen Wohnräumen in die freie Natur über. Das ist bei diesem Haus ganz anders; hier bildet die Terrasse ein ganz eigenständiges Gartenzimmer, vollkommen losgelöst vom eigentlichen Garten. Das liegt an der besonderen Topografie des Grundstücks: Das Haus thront deutlich über dem Garten, wurde aber so gebaut, dass auf der gesamten Front Richtung Garten Glastüren den Schritt nach draußen ermöglichen.

Am Wasser sitzen

Ein weiterer Hingucker der Terrasse ist ein bodeneben eingelassenes Wasserbecken aus Edelstahl. Dieses unterstreicht den Charakter der Terrasse als vollwertiger Gartenraum. Es ist so platziert, dass es sowohl vom Schlafzimmer als auch vom Wohn-Essbereich des Hauses aus gut sichtbar ist und damit den Blick auf die Terrasse bereichert, gleichzeitig aber genügend Fläche für die Sitzgruppe auf der Terrasse lässt.

Direkt nach draußen

Wie ein Wandelgang erstreckt sich ein Weg vor den gartenseitigen Räumen, der sich im Winkel des L-förmigen Hauses zu einer Terrasse erweitert. So war die Situation schon vor der Umgestaltung von Haus und Garten und damit riesiges Potenzial vorhanden, alle zum Garten hin ausgerichteten Räume mit einem attraktiven grünen Außenbereich zu versehen. Allerdings waren Gang und Terrasse passend zur Entstehungszeit eher rustikal, außerdem verglichen mit der Großzügigkeit von Haus und Grundstück recht klein dimensioniert.

So bestand die erste Maßnahme der Umgestaltung darin, die gesamte Terrassenkonstruktion um rund einen Meter zu verbreitern. Das bescherte ihr eine neue Großzügigkeit. Mit den neuen Dimensionen hielt auch ein neuer Bodenbelag aus Ipe-Holz Einzug. Die Oberfläche der Holzbohlen ist gehobelt ohne weitere Struktur, was zusammen mit der grauen Patina, die das tropische Hartholz nach einiger Zeit bildet, der Fläche eine schlichte Eleganz verleiht.

Anders als ursprünglich sind die Holzbohlen hier parallel zur Fassade verlegt. Das öffnet die Flächen in Richtung des ihr zu Füßen liegenden Gartens.

Die Efeufläche auf der schattigeren Seite des Hangs erhielt durch Blühpflanzen farbliche Auflockerung.

Gestalteter Übergang

Zwischen Terrasse und eigentlichem Garten gibt es einen Höhenunterschied von rund siebeneinhalb Metern. Diesen überbrückt ein recht steiler Hang, vor der Umgestaltung vor allem mit Efeu und Rasen bewachsen. Heute ist der Hang das größte Beet des Gartens. Der Rasen ist zugunsten großzügiger Pflanzungen aus Sommerflieder, Ilexkugeln, Rosen und Hortensien verschwunden und auch die Efeufläche auf der schattigeren Seite des Hangs erhielt durch Blühpflanzen farbliche Auflockerung.

Treppe neu gedacht

Ursprünglich verband eine schnurgerade, ebenso schmale wie steile Betontreppe die beiden Gartenebenen. Diese ersetzte Michael Schmahl durch eine deutlich breitere Version, die nun an einem Podest auf halber Höhe fast im 90-Grad-Winkel abknickt. So hat man nicht mehr das Gefühl, sich in den Garten zu stürzen, sondern kann die Stufen entspannt hinunterschreiten, auf dem großzügigen Podest verweilen, die Blütenfülle genießen und durch den Richtungswechsel der Treppe unterschiedliche Gartensegmente betrachten.

Ausgedünnt und aufgewertet

Der größte Teil des Gartens liegt deutlich unterhalb des Hauses. Die Terrasse mit ihrer eher formalen und auf hochwertige Materialien setzenden Gestaltung ist ganz dem Wohnbereich des Hauses verpflichtet, der eigentliche Garten hingegen deutlich natürlicher: Hier gibt es abgesehen von einem Sitzplatz in der Rasenfläche aus kleinteiligem Natursteinpflaster, der so auch schon im alten Garten war, keine befestigten Flächen. Überhaupt sind die Veränderungen zum Zustand vor der Umgestaltung hier nicht so augenfällig wie bei Hang und Terrasse, was ganz dem Wunsch der Gartenbesitzer entspricht. Die jahrzehntealte Pflanzung aus Gehölzen, die die große Rasenfläche säumt, wurde lediglich behutsam ausgedünnt und ergänzt, an einigen Stellen der pflanzliche Sichtschutz optimiert.

Mitten im Beet, das ganz mit Hortensien der Sorte Annabelle bepflanzt ist, ist die Sitzbank Verweilort und Dekoration zugleich.