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Flammende

Liebe

 In immer mehr Gärten hält ein neues und eigent­lich uraltes Ele­ment Einzug: das Feuer. Dafür gibt es gute Gründe: ästhe­tische, psychologi­sche, soziale – und natürlich auch ge­stalterische. Garten­gestalter lieben es, das Element zu
zähmen und in ihre Konzepte zu integ­rieren. Wie? Das verraten zwei von ihnen hier.

Feuer fasziniert die Menschen seit jeher – dieses wilde, in seiner ungezähmten Form le­bensbedrohliche und doch so existentielle Element. Es steht gleichermaßen für Gefahr und Geborgenheit, vernichtet und erhält Leben. Dieses Archa­ische, Wilde ist aus Sicht von Martin Frick, Gärtner von Eden aus Oberbüren im Kanton Sankt Gallen, auch einer der Gründe, warum derzeit so viele Gartenbesitzer eine Feuerstel­le in ihrem grünen Refugium haben wollen. Denn tatsächlich beobachtet er – genau wie sein Kollege Ottmar Hübner aus Stiefenhofen im Allgäu – in letzter Zeit eine deutlich ge­stiegene Nachfrage nach Feuerstellen.

„Feuer steht für Natürlichkeit, Wärme, Emotion, Abenteuer und Romantik. Das sind alles wunderbare Gegenpole zur nüchternen digi­ talen Welt, in der wir leben“, findet Hübner. Und Martin Frick ergänzt: „Schaut man sehr weit in die Vergangenheit, hat sich das ge­samte Leben der Menschheit dadurch verändert, dass man irgendwann in der Lage war, das Feuer zu bändigen. Die Beherrschung des Feuers hat den Menschen Wärme, Nahrung und Licht gebracht. Sich vom Feuer angezo­gen zu fühlen, rührt also an ganz ursprüngli­che Instinkte.“

Martin Frick, Gärtner von Eden

„Eine Feuerstelle lässt sich in jeden Garten integrieren.“

Ruhepool

Mit seiner Wildheit und Ursprünglichkeit verkörpert das Feuer ebenso wie der Garten selbst vieles von dem, wonach der moderne Mensch offenbar eine steigende Sehnsucht empfindet. Schließlich boomt der Garten als naturnahes Refugium und Ort des Loslassens schon seit Jahren, und eine Feuerstelle ist da nur eine logische weitere Bereicherung dieses geliebten Wohlfühlorts – und das ganz unab­hängig davon, was für ein Gartentyp man ist: „Eine Feuerstelle lässt sich in jeden Garten integrieren“, versichert Martin Frick.

Alles eine Frage der eingesetzten Materialien und der Linienführung, wobei sich einige Vari­anten als erstaunlich anpassungsfähig erwei­sen. Roher oder auch bearbeiteter Stahl fügt sich sowohl in eine eher designorientierte Anlage als auch in einen naturnah gestalte­ten Garten gut ein, und auch grob behauene Steinquader können hier wie dort eine gute Figur machen – aber bitte immer abgestimmt auf den jeweiligen Gartenstil.

 

Leicht zu integrieren

Der bauliche Aufwand für die Anlage einer Feuerstelle hält sich in Grenzen: Eigentlich reichen schon ein paar ringförmig zusam­mengelegte Steine. Unabdingbar ist nur ein feuerfester Untergrund – eine großforma­tige Steinplatte oder eine Fläche mit Rie­sel. „Auf keinen Fall ein Holzdeck“, warnt Ottmar Hübner und rät auch sonst zu Si­cherheitsdenken: „Man muss unbedingt ausreichend Abstand zu brennbaren Ele­menten wie Holzzäunen und Gartenhäusern halten.“ Um es sich mit den Nachbarn wegen einer eventuellen Rauch­ und Geruchsent­wicklung nicht zu verscherzen, rät er außer­ dem dazu, die Hauptwindrichtung im Auge zu behalten – auch wegen des Funkenflugs.

Neben diesen ganz praktischen Grund­sätzen sind es in erster Linie gestalterische Überlegungen, die Planer wie Frick und Hüb­ner anstellen, wenn sie den idealen Platz für eine Feuerstelle im Garten suchen. Wie bei jedem anderen gestalterischen Element steht am Anfang die Frage nach den Nutzungs­wünschen und Erwartungen der Garten­besitzer: Soll die Feuerstelle ihren festen Ort im Garten haben?

Soll sie hin und wieder oder regelmäßig genutzt werden? Wollen die Gartenbesitzer in kleiner oder großer Runde, nur zum gemütlichen Beisammensein oder auch zur Essenszubereitung zusammenkom­men? Von den Antworten auf diese und wei­tere Fragen hängt ab, ob die Feuerstelle ihren Platz in einer entlegenen Ecke des Gartens oder gleich am Haus bekommt, wie groß sie angelegt und ob sie etwa mit Sitzgelegenhei­ten ausgestattet wird.

Ottmar Hübner

„Sein Lichtschein sperrt die Umgebung aus und schafft einen behüteten Raum um uns herum.“

Geselliges Feuer

Martin Frick hört bei solchen Gesprächen immer ganz genau hin, berät und bringt auch eigene Ideen ein: „Etwas, worauf viele Gar­tenbesitzer nicht kommen, ist, eine Feuerstel­le so zu platzieren, dass man sie im Winter von der Stube aus im Blick hat. Dann lässt sich das Feuer auch von drinnen genießen und bereichert die Atmosphäre dort.“ Das ist natürlich eine nette zusätzliche Aufwertung einer Feuerstelle. In erster Linie ist es den meisten Gartenbesitzern – und auch den Planern – aber darum zu tun, das so gelieb­te wie gefürchtete Element Feuer aus nächs­ter Nähe zu erleben.

Ottmar Hübner dazu: Eine Feuerstelle ist ein idealer und wun­derbar informeller Treffpunkt. Man steht im Kreis oder lässt sich auf Sitzblöcken aus Stein nieder, kann sich unterhalten oder einfach in die Flammen schauen und ganz bei sich sein. Das Feuer hüllt einen regelrecht ein mit seiner Wärme. Sein Lichtschein sperrt die Umgebung aus und schafft einen behüteten Raum um uns herum.“

Die meisten Feuerstellen, die Martin Frick plant, sind nicht einfach nur ein Ort im Garten; das Feuer bekommt auch ein Gefäß, in dem es brennen kann. „Hier gibt es un­ endlich viele Varianten“, weiß der Schweizer. „Mittlerweile schon klassisch sind die Grill­ringe aus handgetriebenem Stahl, auf deren Rändern man grillieren kann, während in der Mitte das Feuer brennt“, so Frick. „Und auch wenn kein Feuer brennt, sind sie eine Bereicherung für den Garten, weil sie wie eine schlichte und sehr ästhetische Skulptur wirken.“ Aus Stahl sind auch viele andere Feuerkorb­Varianten – mal geschwungen, mal geradlinig, rund oder eckig, durchbro­chen oder massiv. Rustikaler wirken Steintrö­ge, in denen das Feuer entfacht werden kann.

Holzlager mit einplanen

Wichtig für die Freude am Feuer ist übrigens nicht nur sein Behältnis, sondern auch das verwendete Holz. „Birke und Buche brennen lang und versprühen keine Funken“, weiß Ottmar Hübner. „Bei Fichte und Kiefer gibt es dagegen wegen der Harzgallen schnell gefährlichen Funkenflug. Außerdem brennen sie wegen ihrer geringen Holzdichte schnell herunter und man muss ständig nachlegen.“ Apropos nachlegen: Bei den Überlegungen rund um eine Feuerstelle sollte man immer auch ein Holzlager mitdenken, das von der Feuerstelle aus gut erreichbar ist.

Und die persönlichen Favoriten der Gestalter? „Ich liebe Feuer“, gesteht Martin Frick, „und will mich da nicht festlegen. Ich habe in meinem Garten vier oder fünf Stel­len, an denen wir Feuer machen können und die wir passend zur Stimmung und zum An­lass wählen.“ Ottmar Hübner mag es gerad­linig: „Eine Feuerschale aus Stahl wirkt edel, immer aufgeräumt und sauber, bietet die Möglichkeit, zu grillen, und ist ein eigenstän­diges Gestaltungselement.“

Tagsüber dekorativ, abends praktisch: Ein gut bestücktes Holzlager sollte immer in der Nähe einer Feuerstelle stehen.