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Gärten mit Niveau(s)

Gärten mit Niveau(s)

Höhenunterschiede auf dem Grundstück. Das klingt nach Schwierigkeiten und jeder Menge Arbeit. Geschickt genutzt machen sie den Garten so attraktiv,
dass sogar ursprünglich ebene Grundstücke von einer gezielten Geländemodellierung profitieren.

Ob der Blick auf ein erhöhtes Beet fällt oder man selbst erhaben von oben auf Haus und Garten blickt – Höhenunterschiede können zum gestalterischen Rückgrat werden. Das sollte man wissen, bevor man nach einer Baumaßnahme den Erdaushub kostenpflichtig entsorgen lässt. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob und wie man die Chance zur Geländemodellierung nutzen könnte.

 

Eine Frage der Perspektive

Manchmal ist der unvoreingenommene Blick von außen entscheidend, damit das Potenzial des jeweiligen Geländes erkannt und genutzt werden kann. Christian Bahl, Gärtner von Eden aus Kiebitzreihe bei Elmshorn, hat seinen Betrieb in einer Region, die nicht für große Höhenunterschiede bekannt ist. Dort, wo es Geländesprünge gibt, setzt er sie deshalb besonders sorgfältig in Szene. So wie bei einem Garten in der Lüneburger Heide, den er vor einigen Jahren zum ersten Mal besuchte. Er thronte oberhalb der Landschaft, doch der Höhenunterschied und mit ihm der Blick waren zugewachsen, erinnert sich Bahl: „Für mich als Außenstehenden war klar, dass der umwerfende Ausblick inszeniert werden müsste.“ Er plante große Plateaus, die über Stützmauern abgefangen werden und sich zur Landschaft hin öffnen. Das Prinzip, einen Garten auf mehreren Ebenen zu modellieren und dadurch förmlich Land zu gewinnen, funktioniert nicht nur auf Hanggrundstücken mit Bilderbuchblick. Gerade introvertierte Gärten bekommen durch die Niveauunterschiede interessante Perspektiven geschenkt. Selbst ein nur um 30 bis 50 cm erhabener Sitzplatz wird in seiner Bedeutung betont – man bekommt förmlich den Überblick. Umgekehrt ist es sinnvoll, auch tiefer liegende Zonen zu modellieren. Sie strahlen Geborgenheit und Privatheit aus. Durch den Wechsel von erhöhten und niedrigen Zonen kann nicht nur Erdaushub verbaut werden, sondern es entstehen vielfältige Gartenräume, in denen man sich gerne aufhält.

Erdaushub nutzen

Der Anlass, über Geländemodellierungen nachzudenken, ist oft zufällig. Wenn ein Pool gebaut oder ein Keller abgeböscht werden soll, liegen in der Erde, die sich nach dem Ausheben einer Grube auftürmt, zuweilen gestalterische Chancen. Wie sie konkret genutzt werden könnten, wissen Profis natürlich schon bei der Planung. Christian Bahl überlegt lange bevor die Bagger anrücken, was mit dem Aushub passieren könnte: „Ich schaue mir das Gelände ganz genau an, prüfe Ein- und Ausblicke und analysiere die Möglichkeiten.“ Bodenqualität und -beschaffenheit sind natürlich ebenso wichtig, wenn es darum geht, wie viel Erde auf dem Grundstück verbleiben kann: Die obere und wertvolle Schicht von rund 30 cm, der Mutterboden, lässt sich meist für Pflanzflächen verwenden. Tiefere Schichten kommen manchmal zumindest noch zum Verfüllen und Modellieren zum Einsatz. Die Entwässerung des Grundstücks und die Bodenbeschaffenheit spielen dabei eine unsichtbare, aber wichtige Rolle, um Möglichkeiten auszuloten.

Mehrwert für Minigärten

Gerade wenn kleine Flächen optimal genutzt werden sollen, bieten unterschiedliche Ebenen die Möglichkeit, einen Garten größer und interessanter wirken zu lassen. Im Stadtgebiet von Hamburg hat Christian Bahl auf rund 200 Quadratmetern mit gestalterischem Gespür Höhenunterschiede herausgearbeitet: „Kleine Flächen verlangen Konsequenz bei der Material- und Farbwahl. Weniger ist da wirklich mehr.“ Im konkreten Fall passt die für die Pflasterarbeiten verwendete Grauwacke ebenso zur Hausfassade wie der Putz der Stützmauern, die zudem einen Zusatznutzen bieten: „Die Mauern haben wir nicht nur aus optischen Gründen mit Grauwacke abgedeckt. Dort, wo der Höhensprung rund einen halben Meter beträgt, dienen die glatten Natursteinplatten bei Bedarf als Bänke. In kleineren Gärten sind solche Details mit Mehrwert wichtig.“

Eine zusätzliche Attraktion, die sich auf modelliertem Gelände naturgemäß gut umsetzen lässt, sind Wasserspiele. In diesem Fall wurde ein Wandbrunnen in die Stützmauer integriert und plätschert in ein Bassin auf der tieferen Etage. Das braucht kaum Platz, sorgt für Atmosphäre und gliedert den Raum. Und genau darum geht es Profis wie Bahl in erster Linie: „Höhenmodellierungen tun kleinen Gärten auch deshalb so gut, weil sie die Fläche gliedern, ohne sie zu zerteilen.“

 

Erhaben:
Der Höhensprung zwischen Rasen und Wasserbecken nimmt die Wasserausläufe auf.
Um die Ecke gedacht:
Dank unterschiedlicher Ebenen ergibt sich viel Beetfläche und Raum für unterschiedliche Bepflanzungen.

Einfach Beete höher legen

Eine Möglichkeit, den Garten durch Flächen in unterschiedlichen Höhen interessanter zu machen, ist auch die Anlage von Hochbeeten. Die haben viele überzeugende Eigenschaften: Sie schaffen gestalterische und räumliche Abwechslung, lassen sich in unterschiedlichen Materialien ausführen, bieten vielen Pflanzen optimale Lebensbedingungen und lassen sich auch noch leichter pflegen als Beete zu ebener Erde.

Eine Bühne für die Pflanzen

Der Wechsel aus Höhe und Tiefe, Exponiertheit und Introvertiertheit strukturiert Flächen nicht nur, sondern bietet den Hauptdarstellern eines Gartens, den Pflanzen, unterschiedliche Wachstumsbedingungen. So ist auf kleinen Flächen eine große Pflanzenvielfalt möglich. Das Prinzip, Pflanzen eine Bühne und vielfältige Standorte zu bieten, wird in den so genannten Senkgärten perfektioniert. Diese meist rechteckigen Flächen sind entweder stufenweise oder abgeböscht zur Mitte hin abgesenkt. An der niedrigsten Stelle im Zentrum liegt häufig ein Wasserbassin, das diesen Gärten zusätzliche Tiefe verleiht.

 

 

So ein Senkgarten muss sorgfältig geplant und meist aufwändig gebaut werden. Im Ergebnis entsteht dafür ein Gartenzimmer, das auch in rauen Lagen windgeschützte Beete bietet und empfindliche Pflanzen gedeihen lässt. Genießen kann man diese blühenden Etagen am besten, wenn auch hier an unterschiedlich hoch liegende Sitzplätze gedacht wurde. Ob Raumwirkung, Pflanzenvielfalt oder beides, die positiven Effekte einer Geländemodellierung sind so vielfältig, dass der Garten gewinnt, wenn er in allen Dimensionen durchdacht wurde.

 

 

Dadurch dass die Terasse niedriger liegt als der Rest des Gartens, sitzt man hier geschützt und mitten im Grünen.
Stufen einmal anders:
Hier wurde das leichte Gefälle mit breiten Rasenterrassen und einem Wasserbecken ausgeglichen