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Ganz schön schräg

Gärten am Hang gestalten: Herausforderungen und Möglichkeiten

Die Gestaltung eines Gartens in Hanglage stellt besondere Anforderungen an Planung und Umsetzung. Doch der erhöhte Aufwand lohnt sich: Ein Grundstück mit Höhenunterschieden bietet einzigartige gestalterische Chancen und sorgt dafür, dass ein Garten reichlich Charakter und Individualität bekommt. Die Schräge wird so zur Chance für ein faszinierendes Gestaltungskonzept.

 

Extreme Hanglage: Das Grundstück fällt zum Seeufer steil ab, so dass das Areal unmittelbar am Haus wie eine Dachterrasse wirkt. Weiter unten trotzte der Gestalter dem Hang eine weitere Terrasse ab.

Ein Garten mit Charakter

Höhenunterschiede sind häufig ein echter Glücksfall für Gartenbesitzer. Zwar können sie in der Bauphase Herausforderungen mit sich bringen, doch wer diese meistert, wird mit einem Garten belohnt, der allein durch seine Topografie beeindruckt. Während in ebenen Gärten oft gestalterische Tricks nötig sind, um optisch Interessantes zu kreieren, bringt die Hanglage bereits von Natur aus eine außergewöhnliche Dynamik mit.

Eine der Kernaufgaben bei der Planung eines Hanggartens besteht darin, die besonderen Perspektiven und Ausblicke des Grundstücks zu erkennen und sie optimal in die Gestaltung einzubinden. Dabei gilt es, das Gelände harmonisch in Bereiche zu gliedern und die Umgebung – etwa eine schöne Landschaft oder städtische Highlights – in das Konzept einzubeziehen.

Geliehene Landschaften: Den Blick inszenieren

Hanggärten profitieren oft von unverbaubaren Blicken in die Umgebung. Diese sogenannte „geliehene Landschaft“ wird zum gestalterischen Element, das den Garten optisch erweitert. Besonders in bevorzugten Wohnlagen, beispielsweise an Seeufern oder in den Bergen, lässt sich der Ausblick gezielt inszenieren. Doch auch in urbanen Regionen kann der Blick auf ein Lichtermeer oder historische Bauten eine reizvolle Kulisse schaffen.

 Gut inszeniert sind Höhenunterschiede deshalb fast immer ein Gewinn. Die Aufgabe eines Gartengestalters besteht darin, die natürlichen Gegebenheiten des Grundstücks mit planerischer Kreativität und technischem Know-how zu verbinden. Mit einer gut in Szene gesetzten Aussicht kann er sogar dazu beitragen, den Wert eines Grundstücks zu steigern.

Weniger ist mehr: Hier wurde der Ausblick als Teil des Gartens inszeniert. Wer im Pool schwimmt, meint, bis in den See weiterpaddeln zu können.
Elegante Lösung: Hier wurde das leichte Gefälle mit breiten Rasenstufen abgefangen, die Terrassenkanten harmonieren gut mit der Dachlinie des Hauses.

Terrassieren: Technik und Gestaltung vereinen

Die Terrassierung eines Hanggartens ist ein essenzieller Schritt, um das Gelände nutzbar und auch optisch ansprechend zu machen. Mithilfe von Stützmauern entstehen klar gegliederte Ebenen, die sich vielfältig nutzen lassen – sei es als Kräutergarten, Sitzbereich oder Sonnendeck. Dabei ist die Wahl der Materialien entscheidend. Diese sollte auf den Baustil des Hauses abgestimmt sein. Zu einer modernen kubischen Architektur passt Beton, während eine alte Villa besser mit Naturstein harmoniert. Auch Kombinationen beider Materialien ist möglich, etwa durch die Verblendung von Beton mit Stein.

Spielerisch: Ein ungewöhnliches Beispiel: Wenn Kinder den Garten nutzen, kann das Gefälle des Grundstücks als Basis für eine Rutsche dienen.

Größe und Höhe der Terrassen spielen für ihre ästhetische Wirkung eine ebenso wichtige Rolle wie für ihre Funktionalität. Niedrige Stützmauern lassen sich zum Beispiel als Sitzgelegenheit nutzen, höheren Mauern steht oft eine Verbindung mit gut platzierten Pflanzen gut zu Gesicht, um ihnen die Wuchtigkeit zu nehmen. So können sie zu einem attraktiven Gestaltungselement für den Hanggarten werden und sogar Geborgenheit vermitteln.

 

Bepflanzung für den Hanggarten: Ästhetik und Funktion verbinden

Die Auswahl der Pflanzen für einen Hanggärten sollte sowohl ästhetischen als auch funktionalen Überlegungen folgen. Besonders auf Böschungen haben Pflanzen die wichtige Funktion, den Boden vor Erosion zu schützen. Hier können zum Beispiel bodendeckende Stauden wie Storchschnabel (Geranium), Frauenmantel (Alchemilla) oder Elfenblumen (Epimedium) zum Einsatz kommen, die durch ihr dichtes Wurzelwerk die Erde stabilisieren. Für Böschungen eignen sich auch Gehölze wie Hundsrosen (Rosa canina) oder Fingerstrauch (Potentilla).

Auf den Terrassen hingegen machen sich kompakte Schmuckgehölze wie Glanzmispel (Photinia ‚Red Robin‘) oder Strauchwacholder (Juniperus media ‚Mint Julep‘) gut. Sie setzen Akzente und genügen gleichzeitig den Anforderungen an Hitzetoleranz und Trockenheitsresistenz, da an Südhängen oft ein heißes Mikroklima herrscht.

Sichtschutz ohne den Ausblick zu verbauen

Einen Hanggarten zu gestalten, bedeutet oft, die Balance zwischen Offenheit und Privatsphäre zu finden. Ein durchdachter Sichtschutz sorgt dafür, dass Gartennutzer nicht auf dem „Präsentierteller“ sitzen, beeinträchtigt aber nicht den Ausblick. Statt hoher Hecken an den Grundstücksgrenzen können beispielsweise schirmförmige Bäume oder Pergolen unmittelbar an Sitzbereichen zum Einsatz kommen. So bleibt die Sicht in die Landschaft frei und gleichzeitig die Privatsphäre gewahrt.

Die Schräge als Chance

Ein Hanggarten bietet eine einmalige Gelegenheit, die natürliche Topografie eines Grundstücks kreativ zu nutzen. Mit durchdachter Planung, fachlicher Expertise und handwerklicher Präzision lässt sich ein Garten gestalten, der sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugt. Die Einbindung der Umgebung, eine geschickte Terrassierung und eine durchdachte Bepflanzung machen die Hanglage zu einer Besonderheit, die das Potenzial hat, einen Garten zu einem einzigartigen Rückzugsort zu machen.