Ein Garten ist nie fertig. Das weiß jeder, der einen hat. Gerade Staudenbeete entwickeln sich zuweilen anders als erwartet. Man kennt das: Der Anblick der Rabatte macht unzufrieden. Doch woran liegt es und wo soll man anfangen? Das Frühjahr ist ein guter Zeitpunkt, um diese Ratlosigkeit zu beseitigen.
Im Haus ist es vergleichsweise einfach: Einmal eingerichtet, bleiben die Möbel dort wo sie sind. Niemals würden die Sessel über den Tisch wachsen oder eine Kommode aus dem Wohnzimmer verdrängen. Ein Staudenbeet sieht hingegen jedes Jahr ein wenig anders aus. Das ist spannend und schenkt Überraschungen. Doch spätestens, wenn die Rabatte keine Freude mehr macht, sind Fachleute gefragt. Für Andrea Lüdemann, Mitinhaberin von Lebendige Gärten in Eberdingen gehört es zum Alltag, Staudenbeete zu revitalisieren.
Andrea Lüdemann wird oft angerufen, wenn sich ein Beet so präsentiert: „Meistens kann ich keine Struktur und Pflanzenauswahl mehr erkennen. Manchmal dominieren einzelne Arten, während andere kümmern, von Schädlingen befallen oder krank sind. Oft wächst mehr Unkraut als Stauden. Kurz: Das Ganze wirkt nicht mehr stimmig.“ Ein Staudenbeet zu komponieren und über die Jahre zu entwickeln, ist kompliziert. „So etwas kommt häufig vor und ist kein Problem. Dafür sind wir als Gärtner ja da.“
Gründe gibt es viele, einer der wichtigsten dürfte fehlendes Wissen, um die Ansprüche und Entwicklungsmöglichkeiten von Pflanzen sein, erzählt Rohlmann: „Gute Staudenpflanzungen verlangen ein durchdachtes Konzept, damit sie über Jahre attraktiv bleiben. Einige Arten sind kurzlebig, andere müssen durch Teilung regelmäßig verjüngt werden. Häufig werden Stauden zu eng oder zu weit voneinander entfernt gepflanzt oder falsch kombiniert.“ Andrea Lüdemann ergänzt: „Oft sind die Stauden verkahlt, andere versamen sich oder bilden Ausläufer. Die Konkurrenz im Beet wird oft unterschätzt.“ Wenn falsch oder gar nicht eingegriffen wird, entwickeln sich auch sorgfältig geplante Rabatten anders als gewünscht.
Alles muss raus! Diesen Satz kennen wir vom Räumungsverkauf und er könnte auch als Motto für die Neuanlage eines Staudenbeetes gelten. Oft ist es einfacher, die alten Pflanzen rauszunehmen und neu anzufangen. Manchmal reichen auch kleinere Korrekturen wie das Umpflanzen, Ergänzen oder Gruppieren von Stauden. Das Beet erst einmal leerzuräumen, hilft dabei, Platz für Ideen zu schaffen – auch wenn einige der aufgenommenen Stauden wieder eingepflanzt werden.
Von ein paar Ausnahmen abgesehen, erzählt Andrea Lüdemann: „Eine Pfingstrose, die von der Oma geerbt wurde, versuche ich natürlich im Beet zu lassen. Pfingstrosen mögen es ja nicht so gerne, wenn sie verpflanzt werden.“ Die meisten Stauden lassen sich hingegen gut aufnehmen. Auch der Boden des Beetes lässt sich dann gut verbessern. Lüdemann schwört auf Kompost, organischen Dünger und Urgesteinsmehl. Welche der Stauden wieder in den optimal vorbereiteten Boden gepflanzt werden, hängt davon ab, ob sie zum neuen Konzept passen.
Dass nur standortgerechte Pflanzen gewählt werden, versteht sich von selbst. Auch die Komposition muss stimmen. Manche Stauden werden am besten als Solitär, andere als Leitstauden, Begleiter oder Bodendecker verwendet. Ob eine Staude eher flächig wie die Elfenblume (Epimedium) oder einzeln wie der Waldgeißbart (Aruncus) gepflanzt werden sollte, erfordert Wissen und Erfahrung. Und: Schon bei der Planung muss die voraussichtliche Entwicklung der Pflanzen berücksichtigt werden.
Auch Euphorbien und einige Storchschnabel-Arten breiten sich gerne aus.“ Ganz verzichten muss man auf diese Pflanzen nicht. Profis behalten sie im Auge und entfernen hin und wieder einige Exemplare. Umgekehrt bekommen auch kurzlebige Arten wie der Staudenlein (Linum) eine Extraportion Aufmerksamkeit und werden nachgepflanzt. Manche sorgen auch selbst für Nachwuchs, erzählt Andrea Lüdemann: „Verbenen sind eher kurzlebig, aber samen sich ganz gut aus und bleiben dem Garten auf diese Weise erhalten.“
Auch ein renoviertes Staudenbeet braucht gezielte Fürsorge: Unkrautjäten und Rückschnitt gehören zu den Standards der zwei bis drei Mal pro Jahr angesagten Pflegedurchgänge. Beobachtet wird auch das Miteinander der Pflanzen: Manche Stauden sind konkurrenzstärker als andere, sagt Andrea Lüdemann: „Der Frauenmantel und das Kaukasus-Vergissmeinnicht wuchern zwar nicht übermäßig, aber müssen zumindest beobachtet werden. Bärlauch und Salomonssiegel verbreiten sich unterirdisch stark und können dominant werden."