TEXT   Jana Kopp

Gewächshäuser und Orangerien sind eine ideale Möglichkeit, um sensible und exotische Pflanzen außerhalb des Wohnraums zu überwintern. Darüber hinaus können die gläsernen Bauten Gärten auch optisch bereichern und avancieren damit zu einem eigenständigen Gestaltungselement.

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh’n?“

fragt Mignon in Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Mit ihren Liedern und Tänzen verkörpert sie die leidenschaftliche Sehnsucht nach dem Süden und mediterranem Lebensgefühl. So mancher Gartenbesitzer kennt dieses Verlangen und entscheidet sich für Exotisches oder zumindest Mediterranes zur Bepflanzung seines Gartens. Arten wie Oliven-, Feigen-, Zitronen- oder Orangenbäume bringen ein Stück Italienurlaub nach Hause und betören ihre Besitzer mit ungewohnten Düften. Doch während man sie im Sommer unter freiem Himmel platzieren kann, wird es ihnen, genauso wie vielen anderen Kübelpflanzen, im Winter zu kalt. Wer sich langfristig  an seinen Sensibelchen erfreuen möchte, dem sei ein passendes Winterquartier ans Herz gelegt. Die ideale Lösung: ein Gewächshaus, in dem alle nicht winterharten Pflanzen Platz haben und das richtige Klima vorfinden. Und auch für die Vorbereitung der kommenden Gartensaison sind Gewächshäuser genau der richtige Ort: Etwa in Frühbeeten lassen sich dort sowohl Tomaten, Salat, Gurken und Co. als auch Sommerblumen wie Lilien oder Dahlien mit Leichtigkeit ziehen.

Bei der Planung zählt jedes Detail

Glashäuser finden seit jeher ihren berechtigten Platz in Gärten, findet Claudia Schaaf, Gärtnerin von Eden aus Neu Wulmstorf. „Sie helfen Pflanzen beim Antreiben und Gedeihen im Frühjahr und sorgen für eine sichere Überwinterung für alle Arten, die nicht winterhart sind.“ Als oberstes Gebot gilt zunächst: Wer in seinem Glashaus Pflanzen unterbringen möchte, sollte dessen Planung auch auf sie ausrichten. „Mediterrane oder tropische Gewächse benötigen im Winter zwar keine 30 Grad und pralle Sonne“, erklärt Schaaf, „aber milde Temperaturen und etwas Licht sind nötig, damit es ihnen gut geht.“ Doch was eigentlich der große Vorteil von Glashäusern ist, nämlich Licht und Wärme, kann ihren Bewohnern auch schnell zum Verhängnis werden. Denn bei starkem Sonnenschein steigen die Temperaturen in auch für wärmeliebende Pflanzen lebensbedrohliche Höhen. Deshalb ist Beschattung immer Teil einer guten Planung. Auch Belüftungsmöglichkeiten gilt es einzuplanen: „Klappen im Dach oder eine Lüftungsanlage sind ideal, um die Temperatur im Inneren des Gewächshauses zu regulieren“, erklärt Claudia Schaaf. Ebenso entscheidend sei auch die richtige Isolierung: „Wer in seinem Glashaus Pflanzen überwintern möchte, benötigt Doppelverglasung und eine Heizungsanlage, damit die Pflanzen wirklich frostfrei bleiben.“

Von der Pflanzenüberwinterung einmal abgesehen, holt man sich mit hochwertigen, individuell geplanten Gewächshäusern auch einen echten Hingucker in den Garten: Als stilistisches Element können sie das grüne Refugium optisch bereichern und sind zudem gestalterisch vielseitig. Das findet auch Andreas Leucht, Gärtner von Eden aus Stuhr bei Bremen. Im Rahmen verschiedener Gartenprojekte hat er eine Reihe eindrucksvoller Glas- und Gewächshäuser realisiert und weiß: „Sowohl Form und Größe des Hauses als auch Farbe und Material der Sprossen sind ganz nach Wunsch auswählbar, sodass sie sich optimal zu Garten und Wohnhaus passend gestalten lassen.“

Ob rund oder eckig, Holz- oder Stahlkonstruktion, modern oder traditionell – die Möglichkeiten sind vielfältig. Stichwort Tradition: „Gewächshäuser und vor allem Orangerien bedienen sich oft historischer Vorbilder“, erklärt Andreas Leucht. Wegen ihres frischen Duftes waren etwa Zitruspflanzen ab dem 16. Jahrhundert ein derartig begehrtes und teures Gut an Höfen, dass man versuchte, ihnen eine ehrwürdige Unterkunft zu bieten. Schlossgärten wie die in Versailles und auch zahlreiche erhalten gebliebene Orangerien beispielsweise in Kassel, Darmstadt oder Ansbach zeugen mit ihrer Stattlichkeit von der kulturellen Bedeutung der Exoten. 

Andreas Leucht
»Gewächshäuser und vor allem Orangerien bedienen sich oft historischer Vorbilder«
Ein Platz inmitten von Grün

Wer nicht nur seinen grünen Schätzen, sondern auch sich selbst etwas Gutes tun möchte, stattet sein Gewächshaus gleich auch noch als ruhigen und gemütlichen Rückzugsort aus. Das lichtdurchflutete Plätzchen lädt zum Entspannen, Lesen oder Essen ein, während die Pflanzen in spürbarer Reichweite sind. Und auch Andreas Leucht findet: „In einem Gewächshaus mit Esstisch und Stühlen und zum Beispiel rundherum angelegten Frühbeeten kommen Genießer, Naturliebhaber und Ästheten gleichermaßen auf ihre Kosten.“

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