TEXT   Juliane Geller

Pflanzen, so unterschiedlich sie in ihrem Wesen auch sein mögen, erfreuen nicht nur das Auge des Gartenbesitzers, sondern können als Bestandteil eines gut angelegten Gartens sogar den Wert einer Immobilie steigern. Doch welche Pflanzen haben das Potential, zur Perle des Gartens zu werden?

Ein unförmiger Ahorn, der jeden in den Garten einfallenden Sonnenstrahl schluckt, eine überhöhte Hainbuchenhecke von Gestrüpp überwuchert oder eine verkümmerte Pfingstrose, die ihr tristes Dasein in einer schattigen Ecke fristet. Wer sich eine gebrauchte Immobilie zulegt, findet häufig auch einen bereits angelegten Garten vor. Doch in den seltensten Fällen entspricht das oft über Jahrzehnte gewachsene Grün den Vorstellungen der neuen Besitzer. Stand ein Haus eine längere Zeit zum Verkauf, ist der Garten zudem manchmal gar nicht mehr als solcher wiederzuerkennen. Für viele frisch gebackene Gartenbesitzer ist in einer solchen Situation der erste Impuls: der Griff zur Motorsäge. Doch der Profi warnt vor solchen radikalen Vorhaben.

Pflanzenschätze im Garten sichten

„Ein Kahlschlag in einem eingewachsenen Garten ist alles andere als vernünftig“, weiß Margarete Hoberg-Klute, Gartenarchitektin vom Garten- und Landschaftsbau Klute in Sundern-Stockum. „Bevor die Motorsäge zum Einsatz kommt, empfehlen wir, den Bestand eines Gartens mit wachen Augen zu sichten. Erst dann kann eine vernünftige Entscheidung darüber getroffen werden, welche Pflanzen erhaltenswert sind und welche nicht“, so die Expertin weiter, denn der Fachmann findet mit seinem geübten Auge oft wahre Pflanzenschätze. Ist der alte Pflaumenbaum morsch oder könnte er mit fachgerechtem Rückschnitt wieder zum Leben erwachen und zum Mittelpunkt des neuen Gartens werden?

Ein gebrauchter Garten hatte nicht selten Zeit, über mehrere Jahrzehnte zu wachsen und seinen Charakter damit voll auszubilden. Dem entsprechend groß und wertvoll kann der vorhandene Pflanzenbestand – in vielen alten Gärten können sogar wahre Pflanzenschätze schlummern. Ob alter Obstbaum mit charaktervollem Stamm oder außergewöhnliche Rarität: Die Aufgabe als Profi ist es, die Perlen des Gartens zu finden und als Herzstück des neuen Gartens zu inszenieren. Doch zu diesem Vorhaben gehört nach auch etwas Mut. Andere Pflanzen müssen gerodet werden, damit das Erhaltenswerte als stabiles Grundgerüst für einen Neuanfang genutzt werden kann.

Individueller Wert der Pflanze

So unterschiedlich eine prächtig gewachsene Magnolie oder ein in zartem Lila blühender Flieder in ihrem Charakter auch sind, beide bereichern durch ihre Farbe und  Formen nachhaltig das Gartenbild. Doch was macht den Wert einer Pflanze eigentlich aus? Ist es die Größe, der Seltenheitswert oder vielleicht doch eher das Alter? Eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist, denn der Wert einer Pflanze setzt sich aus den unterschiedlichsten Faktoren zusammen. „Natürlich haben seltene oder extrem langsam wachsende Pflanzen einen hohen materiellen Wert“, erklärt Margarete Hoberg-Klute. „Doch der Wert einer Pflanze hängt auch stark von den Erwartungen und Vorlieben des Besitzers ab. Eine Pflanze hat also immer den Wert, den wir ihr beimessen.“ Der eine bevorzugt pflegeleichte Immergrüne Pflanzen, der andere wiederrum möchte seinen Garten mit üppig blühenden Stauden verschönern.

Auch eine durchdachte Kombination und Anordnung von verschiedenen Pflanzen kann den Wert einer einzelnen Pflanze steigern. Pflanzenkompositionen, mit einer feinsinnigen Harmonie an Farb- und Formgebung schaffen erst nachhaltige Gartenbilder. Durch eine perfekte Symbiose, die Reize und Spannungen erzeugt, entstehen sowohl optisch als auch ideell wertvolle Highlights. Der Wert einer Pflanze bestimmt sich nach Margarete Hoberg-Klute aber auch darüber, wie sie sich über das Jahr entwickelt. „Man muss die Jahreszeiten an der Pflanze erkennen können. Im Sommer muss sie tolle Blütenstände haben, im Herbst eine auffallende Färbung und im Winter ihre charaktervolle Form offenbaren.“


Margarete Hoberg-Klute
»Der Wert einer Pflanze hängt auch stark von den Erwartungen und Vorlieben des Besitzers ab.«
Die teuerste Pflanze ist am falschen Ort wertlos

Doch Pflanzen können durch eine unfachmännische Behandlung auch ihre Schönheit und damit an Wert einbüßen. „Voraussetzung dafür, dass eine Pflanze sich richtig entwickelt, dauerhaft überlebt und gesund bleibt, ist der richtige Standort“, weiß Margarete Hoberg-Klute. Heißt: Die teuerste Pflanze ist am falschen Ort wertlos. Deshalb gehört neben der Auswahl des richtigen Standorts auch das Umsetzen von Pflanzen zu den Hauptaufgaben bei der Gartenumgestaltung. Auch der falsche Pflanzenschnitt kann den Wert der Pflanze mindern. Ein nichtfachgerechter Rückschnitt kann eine Pflanze sehr schnell kaputt machen, so wird selbst die wertvollste Pflanze verkümmern.

Besitzt ein gebrauchter Garten hingegen keinen erhaltenswerten Pflanzenschatz, kann der Gartenprofi Abhilfe schaffen. Mit größeren Pflanzarbeiten wie beispielsweise dem Setzen von Solitärgehölzen können wahre Hingucker geschaffen werden, die dem Garten eine eingewachsene Optik verleihen. Doch fertig ist der Garten damit noch lange nicht. "Ein Garten kann erst dann an Wert gewinnen, wenn er sich mit dem Menschen zusammen entwickelt", meint die Expertin Margareta Hoberg-Klute abschließend. "Denn Menschen und Pflanzen leben miteinander und wachsen zusammen."

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