Kleine Gärten gestalten: Wie auch kleine Gärten ganz groß rauskommen
Im Garten möchte man sich wohlfühlen und entspannen, und dazu braucht es nicht unbedingt viel Platz. Wer Denkverbote über Bord wirft und einem kleinen Grundstück mit offenem Geist begegnet, wird erfreut feststellen, dass sich Gartenglück nicht in Quadratmetern messen lässt.
Die folgenden 5 Tipps von Gartenprofis zeigen, worauf es bei der Gestaltung kleiner Gärten ankommt.
Die Zeiten ändern sich: In den 1950er-Jahren waren Grundstücksgrößen von 1.000 Quadratmetern und mehr häufig, entsprechend große Gärten waren die Regel. Ganz anders heute: Ein Garten von 200 Quadratmetern oder weniger ist nichts Ungewöhnliches mehr, und gerade in Ballungsräumen gilt es als Luxus, überhaupt einen Garten zu haben. Auch kleine Gärten können großartig sein, und haben das Potenzial, zur individuellen Entspannungsoase zu werden. Für die Gestaltung sind gute Ideen und Entscheidungsfreude gefragt, denn optische Kompromisse sollte man auf kleiner Fläche vermeiden. Die Zusammenarbeit mit einem Gartenprofi hilft dabei, aus einem kleinen Grundstück einen großartigen Garten zu machen.
Reihenhausgarten optimal gestalten
Wir haben es in der Praxis oft mit so genannten „Handtuchgärten“ zu tun, die zu Reihenhäusern gehören. Viele dieser Gärten sind in Quadratmetern gerechnet gar nicht so klein, aber so schmal und überschaubar, dass sie beengt wirken. Oft säen die Besitzer in solchen Gärten nur Rasen ein und pflanzen als Abgrenzung nach außen eine Hecke . Diese Minimal-Gestaltung bewirkt, dass sich der Garten überschaubar und eintönig präsentiert. Wer einen Garten – und sei er noch so klein – spannungsreich und optisch attraktiv machen möchte, muss dem Auge Abwechslung bieten. Detailfülle ist also gefragt, allerdings ohne den Garten zu überfrachten. Außerdem wichtig: Da das Auge kleine Gärten schnell erfasst, gilt es, jedes Detail sorgfältig zu wählen und auszuführen, denn Unstimmigkeiten würden das Gesamtbild empfindlich stören.


Kleine Gärten brauchen eine konsequente Raumaufteilung
Kleine Grundstücke brauchen eine konsequente Raumaufteilung. Fehlt diese, wirken sie wie ein öder Einheitsbrei. Auch wenn es paradox klingt: Kleinen Gärten tut die Unterteilung in verschiedene Räume gut, es wäre zum Beispiel schade, Hecken lediglich als Abgrenzung nach außen zu nutzen. Blicke lassen sich lenken und unterbrechen. Zum Beispiel dazu lassen sich Hecken, aber auch andere Elemente wie Mauersegmente nutzen. Dann ergeben sich verschiedene Räume. Der Garten ist nicht als Ganzes überschaubar und wirkt interessanter. Natürlich dürfen die Raumteiler nicht zu hoch wirken, sonst würde ein Gefühl von Enge entstehen, und genau das sollte man vermeiden.
Es reicht zum Beispiel schon ein Heckenriegel, der nur 1,20 Meter hoch ist. Dann haben Gartenbesitzer im Sitzen Rückendeckung und Sichtschutz, und trotzdem wird der Garten nicht unnötig verschattet. Die Möglichkeiten, Räume zu bilden, sind vielfältig und gehen weit über Hecken- und Sichtschutzelemente hinaus. Auch Höhenunterschiede bieten die Möglichkeit, den Garten zu gliedern: Terrassierungen werten einen Hanggarten auf und auch tiefer liegende Bereiche, wie sie für Senkgärten typisch sind, lassen Flächen größer wirken.



Mit einem Perspektivwechsel den Blick lenken
Manchmal ist es auch die Macht der Gewohnheit, die gefühlt Grenzen setzt. Der Garten wirkt manchmal deshalb klein, weil Gartenbesitzer ihn immer aus dem gleichen Winkel betrachten. Der alltägliche, immer gleiche Blick von der Terrasse aus auf den Garten kann irgendwann langweilen. Dann hilft es schon, sich einfach mal mit dem umgekehrten Blick hinzusetzen und vom Garten aus auf das Haus zu schauen. Dafür braucht man nicht unbedingt einen zweiten komplett möblierten Sitzplatz.
Schon eine Bank reicht für diesen verblüffenden Perspektivenwechsel aus. In terrassierten Gärten ist es auch möglich, die Stützmauern mit einer flachen, etwas breiteren Krone so zu gestalten, dass sie als unauffällige Sitzgelegenheiten dienen. Mit einem Kissen lässt sich von hier aus der ungewohnte Blickwinkel durchaus komfortabel genießen, ohne dass weitere Möbel den Garten noch enger wirken lassen.


Für mehr Weite die Umgebung einbeziehen
Je nachdem wie die Umgebung aussieht, sollte man die Blicke nicht nur innerhalb des Grundstücks lenken, sondern auch darüber hinaus. Weite kann man sich auch leihen, und wer vom Grundstück aus auf benachbarte Wiesen oder hohe Bäume sehen kann, sollte diese Perspektive unbedingt nutzen und mit in die Gestaltung einbeziehen. Wo der Blick über den Zaun hinaus schweifen kann, entsteht automatisch Großzügigkeit im Garten. Natürlich geht das nur dann, wenn die Umgebung entsprechend reizvoll aussieht. Umgekehrt kann man auch durch das gezielte Ausblenden von Störfaktoren Wohlbefinden schaffen und sich durch eine Aussparung in der Hecke die optischen Rosinen wie den Blick auf einen Kirchturm herauspicken.


Optimale Pflanzenauswahl für kleine Gärten
Geht es um geeignete Pflanzen für kleine Grundstücke, versteht es sich von selbst, dass Baumgiganten wie Rosskastanien oder Eichen nicht in Frage kommen. Das ist auch nicht weiter tragisch, denn die Vielfalt kompakt wachsender Gehölze ist groß. Einige davon lassen sich als Sichtschutz einsetzen und sind ebenfalls als Platz sparende und vorgezogene Spaliergehölze erhältlich. Besonders praktisch: Wer sich für Apfel- oder Birnbäume entscheidet, kann diese Spaliere nicht nur als Raumteiler und Sichtschutz nutzen, sondern bekommt im Spätsommer auch noch eine kleine Ernte.
Eine Etage tiefer, in den Staudenbeeten, geht es weniger darum, besonders kleinwüchsige Exemplare zu wählen, sondern überhaupt Entscheidungen zu treffen. Ein Flickenteppich aus vielen verschiedenen Sorten wirkt unruhig, und das ist besonders in kleinen Gärten schade. Man kann nicht einfach weggucken, oft ist nur Platz für ein einziges Beet. Wer wenige Sorten wählt und diese dafür in vielen Exemplaren pflanzt, verleiht dem Beet hingegen Ruhe, und das ist gerade auf kleiner Fläche wichtig. Dann wird auch ein kleiner oder schmaler Garten als harmonisch empfunden. Grundsätzlich kommen kleine Gärten dem menschlichen Bedürfnis nach Geborgenheit ohnehin entgegen. Ein kleiner Garten ist also gar kein Manko, er braucht nur eine gute und durchdachte Gestaltung, um sein ganzes Potenzial entfalten zu können.