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Hang zum Schwimmen

Aus klassischer Spielwiese wird Badeparadies: Das ist die Kurzversion dieser Gartenverwandlung. Die Langversion zeigt, wie wichtig das Zusammenspiel aus bautechnischem Know-how, ästhetischem Feingefühl und sachkundiger Pflanzenverwendung ist, um einen Gartentraum Wirklichkeit werden zu lassen.

Vorher

Nachher

Ballspielen dürfte in diesem Garten vor seiner Umgestaltung eine ziemlich nervenaufreibende Beschäftigung gewesen sein, denn die zugegebenermaßen wunderbar große Wiese, die den Garten prägte, fiel
vom Haus zur hinteren Grundstücksgrenze rund zweieinhalb Meter ab – der Garten war eine einzige schiefe Ebene. Heute wird in diesem Garten allenfalls Wasserball gespielt, denn dort, wo es früher bergab ging, erstreckt sich heute ein naturnaher Badegarten mit einem Schwimmteich als Herzstück. Damit das gelingen konnte, mussten Gartenarchitektin Margarethe Hoberg-Klute und ihr Team sich einige Kniffe einfallen lassen.

Garten im Spiegel

Die hausnahe Terrasse war schon vor der Umgestaltung des Gartens großzügig dimensioniert und damit hochattraktiv. Sie blieb dann auch unverändert, bekam allerdings eine vollkommen neue Aussicht vorgeschaltet. Da sich das Haus und mit ihm die Terrasse auf dem höchsten Punkt des Grundstücks befindet, hatte man von hier aus schon immer einen guten Ausblick auf den Garten und die dahinter liegende Landschaft. Letzterer sollte auf jeden Fall erhalten bleiben. Davor fällt der Blick nun auf die Wasserfläche des Schwimmteichs, die nicht einfach
eine glatte Fläche ist, sondern mit ihren unendlich vielen Spiegelungen dem Betrachter immer wieder neue Bilder liefert.

Aus dem Hang gehoben

Ein Schwimmteich sollte es sein: Das stand für die Gartenbesitzerfamilie aus dem Sauerland fest, und dieser Wunsch war letztendlich auch ausschlaggebend für die Anfrage bei Klute Gärtner von Eden aus Sundern. Nur: Wie einen Schwimmteich auf einem komplett schrägen Grundstück realisieren? Eine Ebene musste her, und die schufen die Gartenbauer, indem sie unterhalb der Terrasse Stützmauern setzten, die die seitlichen Begrenzungen des Badebereichs bilden. So war es möglich, diesen wie eine zusätzliche Ebene aus dem Hang herauszuheben.

Vorher

Die Stützmauern bilden die seitlichen Begrenzungen des Badebereichs

Räume unter freiem Himmel

Dank der erhöhten Lage der Terrasse und der ländlichen Umgebung war der Garten immer sehr gut zu überblicken, eine Tatsache, die nicht unbedingt wünschenswert ist. Zum einen bekommen so Passanten allzu viele Einblicke, zum anderen stellt sich recht schnell Langeweile ein, wenn das Auge einen Garten mit einem Blick erfassen kann. Deshalb achtete die Planerin bei der Umgestaltung darauf, sowohl für Sichtschutz in Gestalt einer Hecke zu sorgen als auch das Grundstück zu gliedern und in unterschiedliche Räume zu teilen. Eine Reihe von Schirmplatanen, die den Schwimmteich flankieren, erfüllt gleich mehrere Funktionen: Zum einen setzt sie in der Vertikalen zusätzlich zur Beetbepflanzung grüne Akzente, zum anderen verleiht sie diesem Gartenbereich ein grünes Dach, trägt damit zur Raumbildung bei und liefert gleichzeitig einen Sichtschutz, der vor Blicken von oben aus den Nachbarhäusern abschirmt.

Modern naturnah

In puncto Formen und Ästhetik dreht sich in diesem Garten alles um die spannungsreiche Verbindung von Modernität und Naturnähe. Letztere gibt der Schwimmteich eindeutig vor. Gleichzeitig setzt dieses naturnahe Badegewässer mit seiner bepflanzten Regenerationszone durch seine rechteckige Form ganz klar architektonische Akzente. Diese beiden Pole greifen auch die eingesetzten Materialien auf: Die Platten für die Wege und die Teicheinfassung sind hell, rechteckig, großformatig – und aus Grauwacke. Ein weiteres Material, das den Spagat zwischen Modernität und Naturnähe mühelos bewältigt, ist Cortenstahl. Der kommt in diesem Garten an vielen Orten, aber immer wohl dosiert zum Einsatz, sorgt so für optischen Zusammenhalt und attraktive Akzente.

Die Stufen und die Terrasse am Schwimmteich sind aus Cumaruholz, das mit seiner edel-grauen Patina und den glatt gehobelten Oberflächen perfekt ins Konzept passt. Die zum Abfangen der Höhenunterschiede eingesetzten Beton-L-Profile verlieren ihre Nüchternheit durch die sie umschmeichelnden Gräser.

 

 

Üppig ruhig

Auch das Pflanzkonzept verbindet gekonnt natürliche Wildheit mit moderner Reduktion. Stilbildend sind Gräser in den unterschiedlichsten Varianten von Pennisetum bis hin zu Molinia und Calamagrostis. Ihr weicher, schopfartiger Wuchs bildet einen gewollten Gegenpol zu geraden Linien, rechten Winkeln und harten Materialien. Unter den Dachplatanen bekam das Gras Sesleria autumnalis Gesellschaft von Salvia.

Die intensiv blaulila Salbeiblüten leuchten in dem sattgrünen Gräsermeer besonders schön. Im späten Frühjahr erhalten die Beete rund um den Schwimmteich eine zusätzliche Pflanzebene: Dann erheben sich die Blüten des lila Allium (Sorten ‘Globemaster’ und ‘Purple Sensation’) über den Gräsern. Im rückwärtigen Gartenbereich blüht den ganzen Sommer hindurch Geranium ‘Rozanne’. Diesen lila Reigen ergänzen weiß blühende Hortensien der Sorte ‘Annabelle’.

Blick für Details

Dieser Garten ist ein echtes Gesamtkunstwerk, und dennoch – oder gerade deswegen – lohnt es, den Blick auch auf die Details zu lenken. Da sind zum Beispiel die wie zufällig aus der Wasserfläche des Teichs herausragenden Findlinge.

Die Findlinge bilden einen schönen Kontrast zur geometrischen Form des Teichbeckens.

Welches Plätzchen darf’s denn sein?

Die hausnahe Terrasse ist immer noch ein attraktiver Verweilort, doch sie hat durch die Umgestaltung kräftig Konkurrenz bekommen: Direkt am Teich lässt es sich auf dem Holzdeck mit seiner integrierten Sitzbank ebenfalls schön sitzen, und am hinteren Grundstücksrand lädt ein gekiester Platz zum Verweilen ein und dazu, den Garten auch einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu genießen.

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