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Rasenfrei Grün

Rasenflächen sind ein zentraler Bestandteil vieler Gärten – ganz unabhängig von der Grundstücksgröße. Sie stehen für Frische und Vitalität, sind für viele Menschen ein Synonym für Garten schlechthin. Doch ein Garten kann auch mit weniger oder ohne Rasen ein toller Ort sein. Zwei Gestaltungsprofis erklären, wie das geht und welche anderen Möglichkeiten es gibt, einen ästhetisch wie funktional anspruchsvollen Garten zu gestalten.

Ein gepflegter, grüner Rasen gehört für viele Gartenbesitzer zu der Idee eines Gartens einfach dazu. Doch gerade aus ökologischer und ästhetischer Sicht sowie unter dem Aspekt der Pflegeleichtigkeit lassen sich immer mehr Gartenbesitzer von den Argumenten professioneller Gartengestalter überzeugen, auf Rasen im Garten zu verzichten. Diese Erfahrung haben auch Fredy Gastager von der Firma Wildwuchs aus Sprockhövel und Roland Lütkemeyer, Gärtner von Eden aus Gütersloh, gemacht. „Viele Gartenbesitzer über alle Altersschichten hinweg sind offener geworden und haben ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass es wichtig ist, die Biodiversität zu stärken“, sagt Fredy Gastager. Das macht sich auch durch den Verzicht auf Rasen bemerkbar. Doch es gibt noch weitere Gründe, warum immer mehr Gartenbesitzer auf einen anderen Umgang mit zu gestaltenden Gartenflächen setzen.

Roland Lütkemeyer

„Rechnet man allein die Zeit zusammen, die das in der Wachstumsperiode wöchentlich nötige Mähen erfordert, ist ein Rasen weitaus pflegeintensiver als jedes Beet.“

Großer Pflegeaufwand

„Rasenpflege wird oft unterschätzt“, sind sich Fredy Gastager und Roland Lütkemeyer einig. „Rechnet man allein die Zeit zusammen, die das in der Wachstumsperiode wöchentlich nötige Mähen erfordert, ist ein Rasen weitaus pflegeintensiver als jedes Beet“, bringt es Roland Lütkemeyer auf den Punkt. „Hinzu kommt noch der Aufwand fürs Düngen und Vertikutieren“, ergänzt Fredy Gastager. Was man auch nicht vergessen sollte: Ein Rasen braucht regelmäßig Wasser, um sattgrün zu bleiben. Mit zunehmendem Wassermangel wird allerdings genau das immer schwieriger, so manche Gemeinde hat in den zurückliegenden Jahren das Wässern von Rasenflächen bereits untersagt, und viele präsentierten sich über weite Strecken des Sommers in Beige statt Grün. Darum bleibt die Frage: Muss es immer Rasen sein?

Die einzelnen Terrassen dieses Hanggartens sind für einen Rasen zu klein, als unterschiedlich gestaltete Aufenthaltsräume aber großartig.

Fredy Gastager

„Im Gegensatz zum Rasen geben Pflanzen mit verschiedenen Höhen dem Garten eine dritte Dimension und erschaffen so verschiedene Gartenzimmer.“

Der als Küstengarten gestaltete Grundstücksteil kommt hervorragend ohne Rasen aus. Auf dem Boden sorgt Muschelbruch für Urlaubsgefühle.

Weniger ist mehr

Es muss natürlich nicht gleich der Komplettverzicht auf den Rasen sein. Neben der Reduzierung der Rasenfläche zugunsten anderer Gestaltungselemente kann es sowohl ästhetisch als auch mit Blick auf die Biodiversität eines Gartens eine interessante Alternative sein, den vorhandenen Rasen einfach nicht mehr komplett zu mähen. „Mit dem Mäher in eleganten Schwüngen um einen Bereich herumkurven und das Gras wachsen lassen: Das kann ein sehr attraktives Gartenbild erzeugen, macht die Rasenfläche abwechslungsreicher und spart auch noch Arbeit“, ermutigt Fredy Gastager.

Auch Wildblumen lassen sich in eine solche Wieseninsel einsäen, doch gibt Roland Lütkemeyer zu bedenken: „Mit Wildblumenmischungen holt man sich eine hohe Dynamik in den Garten. Sie versamen sich, bleiben nicht auf der ursprünglichen Fläche. Außerdem kann sich das Bild einer solchen Fläche schnell wandeln. Denn schon nach dem ersten Jahr fallen einzelne Sorten ganz aus oder werden nach und nach von konkurrenzstärkeren verdrängt.“ Blumenzwiebeln sind übrigens eine weitere Möglichkeit, Farbtupfer in die ungemähte Fläche zu bringen.

Wenn es in einem Garten so üppig grünt wie hier, fehlt der Rasen kein bisschen.
Schrittplatten mit bepflanzten Fugen sind eine ebenso schöne wie praktische Möglichkeit, eine Fläche zu gestalten und begehbar zu machen.

Abwechslungsreiche Gartenbilder

Wer bewusst auf Rasen verzichten möchte, dem bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, die frei werdenden Flächen anderweitig zu nutzen. Beete mit üppig wachsenden Gehölzen und Stauden statt kurzlebigen Pflanzen sorgen für dauerhaftes Grün und sind deutlich pflegeleichter als Rasen. „Hier kann man super mit Blühzeitpunkten und Farbkonzepten arbeiten, so dass die Beete ganzjährig attraktiv sind und immer wieder neue Gartenbilder schaffen. Im Gegensatz zum Rasen geben Pflanzen mit verschiedenen Höhen dem Garten eine dritte Dimension und erschaffen so verschiedene Gartenzimmer “, erklärt Fredy Gastager.

Teppichbildende Alternativen

Hin und wieder werden die Gärtner von Eden auch nach Alternativen zum Gras als Rasenpflanze gefragt. Doch bei aller Vielfalt stößt die Flora an diesem Punkt an ihre Grenzen: Andere Pflanzen, die sich wie Gräser flächig pflanzen lassen, einen dichten grünen Teppich bilden, schnittverträglich und gut begeh- und sogar bespielbar sind, gibt es nicht wirklich. Wem es weniger um Funktion als um Optik geht, hat allerdings einige Möglichkeiten: „Teppichbildende Pflanzen wie Römische Kamille (Chamaemelum nobile) oder verschiedene Thymiansorten eignen sich gut für kleinere Flächen und können zwischen Schrittplatten oder am Rand von Gartenwegen schöne Akzente setzen. Für schattige Plätze eignet sich die Dreiblättrige Waldsteinie (Waldsteinia ternata)“, rät Roland Lütkemeyer. „Für größere Grünflächen empfehlen sich Stauden wie Sternmoos (Sagina subulata) oder Fiederpolster (Cotula squalida). Diese Pflanzen bilden weiche Polster und erfordern wenig Pflege, bieten aber dennoch eine gleichmäßig grüne Fläche“, so Fredy Gastager abschließend.

Es muss also nicht immer Rasen sein. Vielmehr gibt es zahlreiche Alternativen, um den Garten mit wenig Pflegeaufwand in eine ganzjährig attraktive, grüne Fläche zu verwandeln, die gleichzeitig auch noch ökologisch wertvoll ist und zur Biodiversität beiträgt.